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Raskolnikow
12-10-2003, 01:40
Charles Bukowski

Ein Genie

Heute hab ich im Zug einen
genialen Jungen
kennengelernt.
Er war ungefähr 6 Jahre alt,
saß direkt neben mir,
und als der Zug an der Küste
entlangfuhr
sah man das Meer
und wir schauten beide aus dem
Fenster
und sahen das Meer an
und dann drehte er sich
zu mir um
und sagte,
"Das is nich schön."

Da ging mir das zum
ersten Mal
auf.

Psycho Joker
12-10-2003, 02:11
Ja, Bukowski hat was. :) Ich erlaube mir den Thread zu ergänzen.



Heinrich Heine

Lyrisches Intermezzo

XXXVII

Philister in Sonntagsröcklein
Spazieren durch Wald und Flur;
Sie jauchzen, sie hüpfen wie Böcklein,
Begrüßen die schöne Natur.
Betrachten mit blinzelnden Augen,
Wie alles romantisch blüht;
Mit langen Ohren saugen
Sie ein der Spatzen Lied.

Ich aber verhänge die Fenster
Des Zimmers mit schwarzem Tuch;
Es machen mir meine Gespenster
Sogar einen Tagesbesuch.

Die alte Liebe erscheinet,
Sie stieg aus dem Totenreich,
Sie setzt sich zu mir und weinet,
Und macht das Herz mir weich.

Raskolnikow
12-10-2003, 03:25
Charles Bukowski

Als Hugo Wolf die Motten kriegte

Hugo Wolf kriegte die Motten als er gerade eine Zwiebel
aß und sein 253. Lied komponierte; es war ein verregneter
Tag im April und die Würmer kamen aus der Erde und
summten Tannhäuser und er drehte durch;
er fegte das Tintenfaß vom Tisch, sein Blut hämmerte an die
Schläfen, und er heulte und brüllte und schrie, und die
Hausverwalterin unten im Ergeschoß dachte,
ich habs doch schon immer gewußt daß dieses Arschloch
nicht mehr alle Tassen im Schrank hat! Jetzt
hat er sich also seine letzte Arie
runtergewichst und mit der Miete
die er noch schuldet
läßt er uns hocken!
Eines Tages wird man ihn im Regen beerdigen
und irgendwann wird er mal berühmt sein
aber im Moment interessiert mich bloß eins:
daß er endlich mit dem verdammten Geschrei aufhört - -
für mich ist er nichts als ein
dämlicher schwuler Affenarsch
und wenn sie ihn hier rausschaffen kann ich bloß hoffen
daß man mir einen anständigen soliden
Fischer reinsetzt
oder 'n Henker
oder einen
der fromme Traktätchen
verkloppt.

Psycho Joker
12-10-2003, 03:48
Heinrich Heine

Lyrisches Intermezzo

XXXVIII


Manch Bild vergessener Zeiten
Steigt auf aus seinem Grab,
Und zeigt, wie in deiner Nähe
Ich einst gelebet hab.
Am Tage schwankte ich träumend
Durch alle Straßen herum;
Die Leute verwundert mich ansahn,
Ich war so traurig und stumm.

Des Nachts da war es besser,
Da waren die Straßen leer;
Ich und mein Schatten selbander,
Wir wandelten schweigend einher.

Mit widerhallendem Fußtritt
Wandelt ich über die Brück;
Der Mond brach aus den Wolken,
Und grüßte mit ernstem Blick.

Stehn blieb ich vor deinem Hause,
Und starrte in die Höh,
Und starrte nach deinem Fenster -
Das Herz tat mir so weh.

Ich weiß, du hast aus dem Fenster
Gar oft herabgesehn,
Und sahst mich im Mondenlichte
Wie eine Säule stehn.

Raskolnikow
12-10-2003, 04:01
Aus "Die schöne Müllerin"

Wilhelm Müller

Des Baches Wiegenlied

Gute Ruh, gute Ruh!
Tu die Augen zu!
Wandrer, du müder, du bist zu Haus.
Die Treu ist hier,
Sollst liegen bei mir,
Bis das Meer will trinken die Bächlein aus.

Will betten dich kühl,
Auf weichem Pfühl,
In dem blauen kristallenen Kämmerlein.
Heran, heran,
Was wiegen kann,
Woget und wieget den Knaben mir ein!

Wenn ein Jagdhorn schallt
Aus dem grünen Wald,
Will ich sausen und brausen wohl um dich her.
Blickt nicht herein,
Blaue Blümelein!
Ihr macht meinem Schläfer die Träume so schwer.

Hinweg, hinweg
Von dem Mühlensteg,
Böses Mägdlein, daß ihn dein Schatten nicht weckt!
Wirf mir herein
Dein Tüchlein fein,
Daß ich die Augen ihm halte bedeckt!

Gute Nacht, gute Nacht!
Bis alles wacht,
Schlaf aus deine Freude, schlaf aus dein Leid!
Der Vollmond steigt,
Der Nebel weicht,
Und der Himmel da oben, wie ist er so weit!

Churchill
12-10-2003, 04:46
Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.

Mein Fräulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück!

Heine

Veggeto
12-10-2003, 11:19
ich bin wahrscheinlich im vergleich zu euch eine literatur noob... :shy:aber den noch möchte ich mein lieblings gedicht posten. den dichter nehnn ich mal nicht das er ja euch bekannt ist.

Der Erlkönig

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.


Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? -
Siehst Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron und Schweif? -
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. -


»Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;
Manch bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.«


Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht? -
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind. -


»Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.«


Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort? -
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau. -


»Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.«
Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan! -


Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
Er hält in den Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.

AgentLie
12-10-2003, 17:03
Heinrich Hoffmann von Fallersleben, 24. Februar, 1840
aus Unpolitische Lieder, I. Teil

Schwefelhölzer, Fenchel, Bricken,
Kühe, Käse, Krapp, Papier,
Schinken, Scheren, Stiefel, Wicken,
Wolle, Seife, Garn und Bier;
Pfefferkuchen, Lumpen, Trichter,
Nüsse, Tabak, Gläser, Flachs,
|: Leder, Salz, Schmalz, Puppen, Lichter,
Rettig, Rips, Raps, Schnaps, Lachs, Wachs! :|

2. Und ihr anderen deutschen Sachen,
Tausend Dank sei euch gebracht!
Was kein Geist je konnte machen,
Ei, das habet ihr gemacht:
Denn ihr habt ein Band gewunden
Um das deutsche Vaterland,
|: Und die Herzen hat verbunden
Mehr als unser Bund dies Band. :|

Psycho Joker
12-10-2003, 21:13
Ah, Churchill, auch Heine-Anhänger?! :)



Heinrich Heine

Die Heimkehr

XXXV


Ich rief den Teufel und er kam,
Und ich sah ihn mit Verwundrung an.
Er ist nicht häßlich und ist nicht lahm,
Er ist ein lieber, scharmanter Mann,
Ein Mann in seinen besten Jahren,
Verbindlich und höflich und welterfahren.
Er ist ein gescheuter Diplomat,
Und spricht recht schön über Kirch und Staat.
Blaß ist er etwas, doch ist es kein Wunder,
Sanskrit und Hegel studiert er jetzunder.
Sein Lieblingspoet ist noch immer Fouqué.
Doch will er nicht mehr mit Kritik sich befassen,
Die hat er jetzt gänzlich überlassen
Der teuren Großmutter Hekate.
Er lobte mein juristisches Streben,
Hat früher sich auch damit abgegeben.
Er sagte, meine Freundschaft sei
Ihm nicht zu teuer, und nickte dabei,
Und frug: ob wir uns früher nicht
Schon einmal gesehn beim spanschen Gesandten?
Und als ich recht besah sein Gesicht,
Fand ich in ihm einen alten Bekannten.


Veggeto, den Autor schreibt man immer dazu, egal wenn ihn jeder kennt. Gehört sich einfach so. ;)

Veggeto
12-10-2003, 21:43
Otto Ernst


Nis Randers



Krachen und Heulen und berstende Nacht,
Dunkel und Flammen in rasender Jagd -
Ein Schrei durch die Brandung!

Und brennt der Himmel, so sieht mans gut.
Ein Wrack auf der Sandbank! Noch wiegt es die Flut;
Gleich holt sichs der Abgrund.

Nis Randers lugt - und ohne Hast
Spricht er: "Da hängt noch ein Mann im Mast;
Wir müssen ihn holen."

Da faßt ihn die Mutter: "Du steigst mir nicht ein:
Dich will ich behalten, du bliebst mir allein,
Ich wills, deine Mutter!

Dein Vater ging unter und Momme, mein Sohn;
Drei Jahre verschollen ist Uwe schon,
Mein Uwe, mein Uwe!"

Nis tritt auf die Brücke. Die Mutter ihm nach!
Er weist nach dem Wrack und spricht gemach:
"Und seine Mutter?"

Nun springt er ins Boot und mit ihm noch sechs:
Hohes, hartes Friesengewächs;
Schon sausen die Ruder.

Boot oben, Boot unten, ein Höllentanz!
Nun muß es zerschmettern ...! Nein, es blieb ganz ...!
Wie lange? Wie lange?

Mit feurigen Geißeln peitscht das Meer
Die menschenfressenden Rosse daher;
Sie schnauben und schäumen.

Wie hechelnde Hast sie zusammenzwingt!
Eins auf den Nacken des andern springt
Mit stampfenden Hufen!

Drei Wetter zusammen! Nun brennt die Welt!
Was da? - Ein Boot, das landwärts hält -
Sie sind es! Sie kommen! - -

Und Auge und Ohr ins Dunkel gespannt...
Still - ruft da nicht einer? - Er schreits durch die Hand:
"Sagt Mutter, 's ist Uwe!"




und der Erlkönig ist von Johann Wolfgang Goethe als kleiner nach trag.

CNCAaron
12-10-2003, 22:22
:blah: GRÜß GOTT!!!

Jo da ich zwar Gedichte sehr schätze und gerne lese , bzw viel lieber höre , aber selbst nicht so begabt bin habe ich mal paar die es mir angetan haben mit euch hier zu teilen .

Wie gesagt sind nicht von mir , aber sie sagen mir sehr zu.

1.

Ich suche mich selbst in tausend Spiegeln,
die ihr mir anbietet,
und finde darin doch nur Bilder,
die nicht meine Seele sind.

Ich versuche mich selbst in all den Sätzen,
die ihr sagt, heraus zu hören,
und spüre darin doch nur die Fragen,
die meine Vorstellung nicht wiedergeben.

Ich versuche mich festzuhalten und zu begreifen,
in dem was ich tue,
doch bleiben nur Spuren,
denen ich bereits entwichen bin.

Wurde auf einer webseite von einem Fibi am 14.5.2002 erstellt.

2.

Tod , Stille, ich höre nichts, verbrannte Erde über mir.
Das Leben zu ende, tot lieg ich hier.
Keine Trauer, kein Bedauern.
Meine Seele rinnt aus mir.
Eine Pforte, weiße Mauern- das Leben endet hier.
Ohne Worte, ohne Sinn sieht man denn Nebel ziehn.
Doch keiner hat gewusst wohin, denn niemand hat es je gesehn.


Auch auf einer webseite gefunden erstellt wurde es von BaBoon am 12.10.2003

3.

Einsame Nächte,
endlose Leere,
unglaubliche Stille ,Tränen.

Wenn man nicht weiter weiß,
keinen Ausweg mehr sieht
und nur noch schreien möchte,
dann ist es Zeit für Tränen.

Manchmal bin ich einsam,
möchte nur noch aufgeben,
fühle mich fürchterlich leer.

Doch in diesem Moment sind meine Augen trocken,
keine einzige Träne rollt über meine Wangen,
und dann sehe ich das Licht
es scheint nur für mich
- Hoffnung -

Hoffnung auf Tränen ist von tearsinheaven und wurde geschrieben am 28.7.2001

Ich bewundere diese Menschen für diese worte die meine gefühle aber auch gedanken wieder spiegeln.

Ich werde mal mehr suchen um diese hier mit euch teilen zu können ,

Greetz
Aaron

Raskolnikow
13-10-2003, 02:00
Heiner Müller

Marx ist tot er wollte die Welt ändern

Der Verbecher, die Gott gemacht hat Nieder
mit Freud der uns einreden wollte
Daß es etwas gibt was wir nicht wissen
Einstein der Jude Verbrennt seine Asche
Hat die Atombombe gebaut Seitdem
Ist unser Leben relativ Der Jude
Ist unser Unglück Hitler hat es gewußt

Ein einfacher Mann aus Braunau
War Schulstoff, in Deutschlands großer Zeit
Sie hat Früchte getragen weltweit
Ein Taxifahrer in New York ein Rumäne
Sagte zu mir YOU GERMAN GERMANY GOOD
DO YOU KNOW THAT HITLER WAS CRAZY YES
Sagte ich BUT DO YOU KNOW WHY
Sagte er BECAUSE HE DIDNT KILL ALL JEWS
EVEN HERE ARE THEY IN POWER AND
I HAVE TO FIGHT THEM SO WHY fragte ich
DID YOU LEAVE ROUMANIA ALL JEWS
Sagte er BRESHNEW CEAUCESCO ALL JEWS BUT HOW
Fragte ich DID YOU GET OUT OF ROUMANIA
MONEY MONEY sagte er und rieb
Den Daumen am Zeigefinger ALL JEWS
So wird die Welt verständlich das Leben
Leicht

2.11.1993

CNCAaron
13-10-2003, 13:50
:blah: GRÜß GOTT!!!

1.

Die Halbgötter / Tyll 39 , 1926

Manchmal möcht' ich gar zu gerne wissen,
wie sich das bei großen Herrn verhält,
ob die hin und wieder auch mal müssen,
und wie sich die Würde dazu stellt.

Was für ein Gesicht macht wohl der große
Takkur, wenn er das Papier ergreift,
oder Er, wenn Er die Marschallshose
zu bewußtem Zweck herunterstreift?

Wie benimmt sich dabei unser Gerhart?
Kennt er Goethes Haltung im W.C.?
Ist Stefan Georges Stuhlgang sehr hart,
oder jauchzt er dabei Evoe?

Wahrt die bonapartischen Gebärden
Mussolini auch, wo's niemand sieht?
Kann's die Denkerwürde wohl gefährden,
wenn Graf Keyserling die Strippe zieht?

Ob Diktator, Denker, Dichter, König,
keinem ist der Erdenrest geschenkt.
Und den Landmann schert die Herkunft wenig,
wenn er seine Wiesen damit tränkt.




2.

Muttersprache / Max von Schenkendorf

Muttersprache, Mutterlaut,
Wie so wonnesam, so traut!
Erstes Wort, das mir erschallet,
Süßes, erstes Liebeswort,
Erster Ton, den ich gelallet,
Klingest ewig in mir fort.

Ach, wie trüb ist meinem Sinn,
Wann ich in der Fremde bin,
Wann ich fremde Zungen üben,
Fremde Worte brauchen muß,
Die ich nimmermehr kann lieben,
Die nicht klingen als ein Gruß!

Sprache, schön und wunderbar,
Ach, wie klingest du so klar!
Will noch tiefer mich vertiefen
In den Reichtum, in die Pracht,
Ist mir's doch, als ob mich riefen
Väter aus des Grabes Nacht.

Klinge, klinge fort und fort,
Heldensprache, Liebeswort,
Steig empor aus tiefen Grüften,
Längst verschollnes altes Lied,
Leb' aufs neu in heil'gen Schriften,
Daß dir jedes Herz erglüht.

Überall weht Gottes Hauch,
Heilig ist wohl mancher Brauch;
Aber soll ich beten, danken,
Geb' ich meine Liebe kund,
Meine seligsten Gedanken,
Sprech' ich wie der Mutter Mund!

3.


Nur ein Leben / Wilhelm Wackernagel

Ein Tropfe fällt: es klingt
Das Meer nur leise.
Die Stelle wird umringt
Von Kreis' an Kreise.

Und weiter, immer mehr.
Nun ruht es wieder.
Wo kam der Tropfen her?
Wo fiel er nieder?

Es war ein Leben nur
Und nur ein Sterben,
Und kam, auch eine Spur
Sich zu erwerben.

4.



Nun hast du mir den ersten Schmerz getan /
Louis Charles Adelaide de Chamisso de Boncourt (Chamisso, Adelbert von)

Nun hast du mir den ersten Schmerz getan,
Der aber traf.
Du schläfst, du harter, unbarmherz'ger Mann,
Den Todesschlaf.
Es blicket die Verlaßne vor sich hin,
Die Welt ist leer.
Geliebet hab' ich und gelebt, ich bin
Nicht lebend mehr.
Ich zieh mich in mein Innres still zurück,
Der Schleier fällt,
Da hab' ich dich und mein vergangnes Glück,
Du meine Welt!

5.


Chor der Toten / Conrad Ferdinand Meyer

Wir Toten, wir Toten sind größere Heere
Als ihr auf der Erde, als ihr auf dem Meere!
Wir pflügten das Feld mit geduldigen Taten,
Ihr schwinget die Sicheln und schneidet die Saaten,
Und was wir vollendet und was wir begonnen,
Das füllt noch dort oben die rauschenden Bronnen,
Und all unser Lieben und Hassen und Hadern,
Das klopft noch dort oben in sterblichen Adern,
Und was wir an gültigen Sätzen gefunden,
Dran bleibt aller irdische Wandel gebunden,
Und unsere Töne, Gebilde, Gedichte
Erkämpfen den Lorbeer im strahlenden Lichte,
Wir suchen noch immer die menschlichen Ziele -
Drum ehret und opfert! Denn unser sind viele!

6.

Poetentod / Gottfried Keller

Der Herbstwind zieht; der Dichter liegt im Sterben,
Die Wolkenschatten jagen an der Wand;
An seinem Lager knien die zarten Erben,
Des Weibes Stirn ruht heiß auf seiner Hand.

Mit dunklem Purpurwein, darin ertrunken
Ein letzter Abendstrahl, netzt er den Mund,
Dann wieder rückwärts auf den Pfühl gesunken,
Tut er den letzten Willen also kund:

"Die ich aus Wunderklängen aufgerichtet,
Dahin ist dieses Hauses Herrlichkeit!
Ich habe ausgelebt und ausgedichtet
Mein blühend Lied und meine Erdenzeit.

Das stolz und mächtig diese Welt regierte,
Es bricht mein Herz, mit ihm das Königshaus;
Der Gastfreund, der die edlen Hallen zierte,
Der Ruhm wallt mit dem Leichenzug hinaus.

Dann löschet meines Herdes Weihrauchflamme
Und zündet wieder stille Kohlen an,
Wie's Sitte war bei meiner Väter Stamme,
Eh ich den Schritt auf dieses Rund getan.

Und was den Herd in schöner Form umkränzte,
Was sich an alter Weisheit um ihn fand,
In heil'gen Schriften auf Gesimsen glänzte,
Streut in den Wind, gebt in der Juden Hand:

Daß meines Geistes unbekannter Erbe
Mit klarem Aug', im leichten Schülerkleid,
Auf offnem Markt sich ahnungsvoll erwerbe,
Was ich in Sternennächten eingeweiht.

Nur meine Rosengärten lasset stehen,
Bis auch mein herrliches Poetenweib,
Im nächsten Lenze, wird zur Ruhe gehen,
Den Blumen gebend ihren schönen Leib.

Dann aber mäht die Rosenbüsche nieder
Und brechet meine grünen Lauben ab!
Der Boden trage Kohl und Rübe wieder: -
Nur Eine Rose laßt auf unserm Grab!

Mein Lied wird siegreich durch die Lande klingen,
Ein Banner von den Höhn der Erde wehn:
Doch ungekannt, mit mühsalschwerem Ringen
Wird meine Sippschaft dran vorübergehn.

Drum sollt ihr meinem Sohn das Leben gründen,
Gebt ihm ein Handwerk, oder auch ein Schwert:
Und du, mein Mädchen! wirst den Freier finden,
Der dich in Lieb' und Treuen redlich nährt.

Gebt jenem Band verblichner Schrift den Flammen,
s'Ist meiner Jugend greller Widerschein;
Ein frisches Lorbeerreis biegt mir zusammen
Und legt's zu Häupten mir im Totenschrein.

Arm, wie ich kam, soll man hinaus mich tragen!
Den Lorbeer nur will ich mit Zaubermacht
Als Wünschelrute an die Sterne schlagen
Nach neuen Klängen aus der Strahlenpracht." -

Noch überläuft sein Angesicht, das reine,
Mit einem Strahl das sinkende Gestirn -:
So glühte eben noch im Rosenscheine,
Nun starret kalt und weiß des Berges Firn.

Und wie das Schneegebirg, erlöscht, verblichen,
Zum Himmel raget zwischen Tag und Nacht,
Der letzte Glockenhall durchs Tal gestrichen,
Dann tiefe Stille ob den Landen wacht:

Die ganze Größe dieses stummen Spieles
Ruht in der engen Totenkammer nun,
Wo Weib und Kinder, stumm, voll Wehgefühles,
Verlassen um die Dichterleiche ruhn.

Und wie durch Alpendämmerung das Rauschen
Von eines späten Adlers Flügeln weht:
Ist in der Todesstille zu erlauschen,
Wie eine Geisterschar von hinnen geht.

Sie ziehen aus, des Seligen Penaten,
In reiche Prachtgewande tief verhüllt;
Sie gehn, die an der Wiege schon beraten,
Was er in Liedern dann so schön erfüllt.

Voran, gesenkten Blicks, das Leid der Erde,
Verschlungen mit der Freude Traumgestalt,
Die Phantasie und endlich ihr Gefährte,
Der Witz, mit leerem Becher, stolz und kalt.


Greetz
Aaron

Raskolnikow
13-10-2003, 16:13
Ordnungsruf:
CNCAaron, immer langsam mit den jungen Pferden. Was fällt dir ein, hier so einen Haufen Zeug reinzustellen? Du erreichst damit, dass niemand mehr hier liest. Und außerdem glaube ich nicht, dass du eine Beziehung zu den einzelnen Texten hast, wenn du sie hier dermaßen en masse reinkloppst. Ich untersage dir, heute noch ein einziges Gedicht in MEINEN Thread zu stellen. Außerdem gilt ab jetzt: Nur noch ein Text pro Post und höchstens drei am Tag.
Vielen Dank.

Jetzt muss ich hier schon so einen Müll reinschreiben, bloß weil einer sich zwanghaft in den Mittelpunkt drängt.

Also: Hier gilts der Kunst. Keine Diskussion.

Raskolnikow
13-10-2003, 17:10
Fritze Bollmann


Zu Brandenburg uffm Beetzsee
Ja da liegt een Äppelkahn
Und drin sitzt Fritze Bollmann
Mit sein Angelkram

Fritze Bollmann wollte angeln
Doch die Angel fiel ihm rin
Fritze wollt se wieder langeln,
Doch da fiel er selber rin

Fritze Bollmann rief um Hilfe,
Liebe Leute rettet mir,
Denn ick bin ja Fritze Bollmann
Aus der Altstadt der Barbier

Und die Angel ward jerettet,
Fritze Bollmann der vasoff
Und seitdem jeht Fritze Bollmann
Uffn Beetzsee nich mehr ruff

Fritze Bollmann kam in Himmel
Lieber Petrus laß mir durch,
Denn ick bin ja Fritze Bollmann
Der Barbier aus Brandenburg

Und der Petrus hat Erbarmen
Und der Petrus ließ ihn rin,
Ei Du kannst mir gleich balbieren,
Komm mal her und seif´ mir in

Fritze Bollmann der balbierte,
Petrus schrie: Oh Schreck! Oh Graus!
Tust mir schrecklich massakrieren,
Dett hält ja keen Deubel aus

Uff der jroßen Himmelsleiter
kannste wieder runterjeh´n
Kratz mal drunten feste weiter,
Ick laß mir nen Vollbart steh´n

Zu Brandenburg uff m Beetzsee ja da liegt ein Äppelkahn . . . . . .

CNils
13-10-2003, 20:37
Nils Bickenbach (CNils :D)

(2ter Platz Deutschland Gruppe C beim int. Lit.Wettbewerb 2001/2002 zum Thema Ziel-los)

11.09.2001

An meinem Geburtstag stürzt das W.T.C. zusammen
Am 11.9. steht das Pentagon in Flammen
An diesem schwarzen Tag sterben tausende Leute
Ein schrecklicher Moment, an den denk ich nicht nur heute

Was ist passiert, ist es war oder nicht?
Schrecken und Entsetzen in jedem Gesicht
Keiner kann es glauben, keiner will es fassen
Auf einen Schlag sterben Menschen in Massen

Gewissenlos, ziellos und ohne Verstand
Morden sie und setzten das Pentagon in Brand
Lenken sie zwei Jets ins Welthandelscenter rein
Der Verantwortliche dafür ist mehr als nur ein Schwein

Riesige Staubwolken bedecken die Stadt
Häuser stürzen ein, Trümmer lang und satt
Rettungskräfte dort riskieren ihr Leben
Um Leute zu retten, aus den Trümmern zu heben

Flaggen auf Halbmast – Solidarität
Beileid der Nationen, nicht zu früh und nicht zu spät
Trauermärsche, Tränen und Schweigeminuten
Wer sind die Täter? Noch kann man nur vermuten

U.S. Amerikaner, ja das bin ich heute
Aus meinem Mitgefühl und Trauer um die Leute
Ein neuer schwarzer Punkt für immer am Kalender
Es ist mein Geburtstag, der Elfte September


Dieses Gedicht ist den Opfern der Terroranschläge des 11.09.01 in den USA und deren Angehörigen sowie den Feuerwehrleuten gewidmet.

CNCAaron
13-10-2003, 21:06
:blah: GRÜß GOTT!!!

Einsam will ich untergehn / Clemens Brentano

25. August 1817

Einsam will ich untergehn
Keiner soll mein Leiden wissen,
Wird der Stern, den ich gesehn
Von dem Himmel mir gerissen
Will ich einsam untergehn
Wie ein Pilger in der Wüste.

Einsam will ich untergehn
Wie ein Pilger in der Wüste,
Wenn der Stern, den ich gesehn
Mich zum letzten Male grüßte
Will ich einsam untergehn
Wie ein Bettler auf der Heide.

Einsam will ich untergehn
Wie ein Bettler auf der Heide,
Giebt der Stern, den ich gesehn,
Mir nicht weiter das Geleite
Will ich einsam untergehn
Wie der Tag im Abendgrauen.

Einsam will ich untergehn
Wie der Tag im Abendgrauen
Will der Stern, den ich gesehn
Nicht mehr auf mich niederschauen,
Will ich einsam untergehn
Wie ein Sklave an der Kette.

Einsam will ich untergehn
Wie ein Sklave an der Kette,
Scheint der Stern, den ich gesehn
Nicht mehr auf mein Dornenbette
Will ich einsam untergehn
Wie ein Schwanenlied im Tode.

Einsam will ich untergehn
Wie ein Schwanenlied im Tode,
Ist der Stern, den ich gesehn
Mir nicht mehr ein Friedensbote
Will ich einsam untergehn
Wie ein Schiff in wüsten Meeren.

Einsam will ich untergehn
Wie ein Schiff in wüsten Meeren,
Wird der Stern, den ich gesehn
Jemals weg von mir sich kehren,
Will ich einsam untergehn
Wie der Trost in stummen Schmerzen.

Einsam will ich untergehn
Wie der Trost in stummen Schmerzen,
Soll den Stern, den ich gesehn
Jemals meine Schuld verscherzen,
Will ich einsam untergehn
Wie mein Herz in deinem Herzen.


Ps. Entschuldigung Raskolnikow für meine Entgleisung ,
der Teufel hat mich geritten!:shy:


Greetz
Aaron

Veggeto
13-10-2003, 22:59
Theodor Fontane

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: "Junge, wiste 'ne Beer?"
Und kam ein Mädel, so rief er: "Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn."

So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit,
Da sagte von Ribbeck: "Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab."
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen "Jesus meine Zuversicht",
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
"He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?"

So klagten die Kinder. Das war nicht recht,
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht,
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtrauen gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn' ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr, aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet's wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her,
So flüstert's im Baume: "Wist 'ne Beer?"
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: "Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ich gew di 'ne Birn."
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

AgentLie
13-10-2003, 23:01
Das musste ich mal in der Schule auswendig lernen. Aber wer musste das nicht?! :D

Veggeto
13-10-2003, 23:08
ja auch finds aber irgennt wie gut :)
aber ich möchte auf den post von Raskolnikow hinweissen

Also: Hier gilts der Kunst. Keine Diskussion.


bevor er uns köpft lieber stop;)

Psycho Joker
14-10-2003, 09:56
Ernst Jandl

Schützengraben


schtzngrmm
schtzngrmm
t-t-t-t
t-t-t-t
grrrmmmmm
t-t-t-t
s-------c------h
tzngrmm
tzngrmm
grrrmmmmm
schtzn
schtzn
t-t-t-t-
t-t-t-t
schtzngrmm
schtzngrmm
tssssssssssssss
grrrt
grrrrrt
grrrrrrrrrt
scht
scht
t-t-t-t-t-t-t-t-t-t
scht
tzngrmm
tzngrmm
t-t-t-t-t-t-t-t-t-t
scht
scht
scht
scht

CNCAaron
14-10-2003, 16:12
:blah: GRÜß GOTT!!!




Über ein Grab hin / Börries Freiherr von Münchhausen


Je länger du dort bist,
Um so mehr bist du hier,
Je weiter du fort bist,
Um so näher bei mir.

Du wirst mir notwendiger,
Als das tägliche Brot ist, -
Du wirst lebendiger,
Je länger du tot bist.


Auf Wiedersehen!!!

BhvGhost
14-10-2003, 18:16
Heinrich Heine

Das Fräulein

Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.
Mein Fräulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.

Raskolnikow
14-10-2003, 18:21
Hmm... wie komm ich nur drauf?


Hans Magnus Enzensberger

gedicht für die gedichte nicht lesen

wer ruft mit abgerissenem mund
aus der nebelkammer? wer schwimmt,
einen gummiring um den hals,
durch diese kochende lache
aus bockbier und blut?
er ist es,
für den ich dies in den staub ritze,
er, der es nicht entziffert.

wer ist ganz begraben von zeitungen
und von mist? wer hat uran im urin?
wer ist in den zähen greifer
der gremien eingenäht? wer
ist beschissen von blei?
siehe,
er ists, im genick die antenne,
der sprachlose fresser mit dem räudigen hirn.

was sind das für unbegreifliche ohren,
von wüstem zuckerguss triefend,
die sich in kurszettel wickeln
und in den registraturen stapeln
zu tauben mürrischen bündeln?
geneigte,
ohren verstörter verräter, zu denen
rede ich kalt wie die nacht und beharrlich.
und das geheul, das meine worte
verschlingt? es sind die amtlichen
schmierigen adler, die orgeln
durch den entgeisterten himmel,
um uns zu behüten,
von lebern,
meiner und deiner, zehren sie,
leser, der du nicht liest.

Psycho Joker
15-10-2003, 01:03
:lol:@Raskolnikow
Diesmal was Englisches:


Walt Whitman

O Captain! My Captain!


O Captain! my Captain! our fearful trip is done,
The ship has weathered every rack, the prize we sought is won,
The port is near, the bells I hear, the people all exulting,
While follow eyes the steady keel, the vessel grim and daring;
But O heart! heart! heart!
O the bleeding drops of red,
Where on the deck my Captain lies,
Fallen cold and dead.

O Captain! my Captain! rise up and hear the bells;
Rise up--for you the flag is flung--for you the bugle trills,
For you bouquets and ribboned wreaths--for you the shores a-crowding,
For you they call, the swaying mass, their eager faces turning;
Here Captain! dear father!
This arm beneath your head!
It is some dream that on the deck,
You've fallen cold and dead.

My Captain does not answer, his lips are pale and still;
My father does not feel my arm, he has no pulse nor will;
The ship is anchored safe and sound, its voyage closed and done;
From fearful trip the victor ship comes in with object won;
Exult O shores, and ring O bells!
But I, with mournful tread,
Walk the deck my Captain lies,
Fallen cold and dead.

CNCAaron
15-10-2003, 02:58
:blah: GRÜß GOTT!!!

Alexander Graf von Württemberg



Sultan Alp Arslan


»Sklaven! reichet mir den starken
Bogen von des Zeltes Wand!
Den Verräther Ali strafen
Will ich schwer mit eig'ner Hand.«

Also spricht der tapf're Führer
Der Seldschuken zornesroth,
Unter seinem Turban blitzen
Dunkle Augen Mord und Tod.

Wilder schüttelt seine Mähnen
Neben ihm der Lieblings-Leu,
Und die feigen Sklaven zittern
Vor dem Herrscher todesscheu.

Eine Schaar mordlust'ger Neger
Bricht sich durch die Menge Bahn,
Und nach seinem Opfer blicket
Rachedurstig Alp Arslan.

Mag des Herrschers Auge drohen,
Wild entflammt im Rachestrahl,
Ruhig blickt entgegen Ali,
Fest geschnürt am Henkerpfahl.

Und den schweren, todgeübten
Bogen, den kein and'rer spannt,
Faßt und rüstet zorneseilig
Sultan Arslans starke Hand.

Scharf nun zielt er, und die Waffe
Zischend von der Sehne schwirrt;
Doch zum erstenmal am Herzen
Ist sein Pfeil vorbei geirrt.

Von der Feder kaum berühret
Schleudert Ali ihm zurück,
Stolz, mit lächelnder Verachtung,
Seinen Pfeil und Todesblick.

Arslan staunt dem Unerhörten;
Wüthend über solche Schmach
Schießt er dem verhöhnten Pfeile
Rasch den zweiten, schärfern nach.

Heißer ihm auf Stirn und Wangen
Glüht herauf der Rache Glut;
Brausend fliegt das scharfe Eisen -
Doch es fließt kein Tropfen Blut.

Schnaubend, ein gereizter Tiger,
Greifet nun zum dritten Mal
Rasch der Sultan in den Köcher,
Rufend, daß es hallt im Thal:

»Allah selbst vom fernsten Himmel
»Trifft mit seinem Donnerkeil
»Das erwählte Todesopfer
»Sich'rer nicht als dieser Pfeil!« -

Und er spannet bis zur Schulter
Das gewaltige Geschoß;
Wie ein Blitz durchzuckt's die Lüfte -
Doch kein Tropfen Blutes floß. -

Seht! urplötzlich reißt sich Ali
Los vom eh'rnen Kettenjoch,
Und er springt vom Todespfahle
Uebermenschlich, riesenhoch.

Die zerknickte Eisenkette
Höhnend hin zur Erde klirrt;
Auf den Sultan stürmt nun Ali
Schneller als der Pfeil geschwirrt.

Sultan Arslan stürzt zu Boden
Unter Ali's grimmer Faust,
Wie vom Streich der Axt im Walde
Laut die Eiche niederbraust.

»Allah! Allah! durch den Sklaven
»Trifft mich mein verdienter Tod,
»Dein vergaß ich übermüthig,
»Frevelnd brach ich dein Gebot.

»Als ich heut' im Morgenstrahle
»Musterte mein tapf'res Heer,
»Dacht' ich, Allah! zu gebieten
»Dir gleich über Land und Meer.

»Allah! Dir sich gleich zu wähnen
»Wage nie ein Muselmann!«
Spricht es, und es stirbt des Orients
Schrecken - Sultan Alp Arslan.

Auf Wiedersehen!!!

CNCAaron
15-10-2003, 15:57
:blah: GRÜß GOTT!!!

Mein Freund / Chrissi

Hab ihn geliebt
mit ihm erlebt
mit ihm
den ersten Mädchen nachgestrebt.

In vielen Stunden
verzogen wir im Geist
unsere Einheit so gefunden
Kontinente wir bereist.

Wir drehten aus Resten die letzte Kippe
und teilten jeden Joint
er war wie ich aus einer Rippe
so war er mir mein bester Freund.

Heut schau ich tief in seine Augen
und sehe seinen leeren Blick
er sucht nur sich und schaut nach Morgen
Oh du vergangene Zeit .... gib mir meinen Freund zurück.

Greetz
Aaron

Raskolnikow
15-10-2003, 18:05
Peter Huchel

In memoriam Paul Eluard

Freiheit, mein Stern,
Nicht auf den Himmelsgrund gezeichnet,
Über den Schmerzen der Welt
Noch unsichtbar
Ziehst du die Bahn
Am Wendekreis der Zeit.
Ich weiß, mein Stern,
dein Licht ist unterwegs.


PS:
@CNils: Ist das eigentlich eine Büttenrede?

CNCAaron
16-10-2003, 16:42
:blah: GRÜß GOTT!!!



Sometimes it seems that I have no place
And I don't know what to do with myself
Night after another
I can taste the filth inside
And I need to reclense my soul

Nobody knows, nobody cares
That I die on the inside
Nobody sees the lie that is me
Cause I smile on the outside
Still nobody knows, nobody cares
When I walk on the wrong side
Tell me who... Nobody

All the friends that I've had
Where are they now?
Guess I'm far too intense to be loved
All the things that I hate
I hate about myself
And I need to reclense my soul

Greetz
Aaron

Veggeto
17-10-2003, 17:55
Der Tod das ist die kühle Nacht

Der Tod das ist die kühle Nacht,
Das Leben ist der schwüle Tag.
Es dunkelt schon, mich schläfert,
Der Tag hat mich müd gemacht.

Über mein Bett erhebt sich ein Baum,
Drin singt die junge Nachtigall;
Sie singt von lauter Liebe,
Ich hör es sogar im Traum.


Heinrich Heine

Psycho Joker
17-10-2003, 18:03
Khalil Gibran

Ihr solltet nicht...

Ihr sollt nicht eure Flügel falten,
damit ihr durch Türen kommt,
noch eure Köpfe beugen,
damit sie nicht gegen eine Decke stoßen,
noch Angst haben zu atmen,
damit die Mauern nicht bersten und einstürzen.

Ihr sollt nicht in Gräbern wohnen,
die von den Toten für die Lebenden gemacht sind.
Und obwohl von Pracht und Glanz,
sollte euer Haus weder euer Geheimnis hüten,
noch eure Sehnsucht beherbergen.

Denn was grenzenlos in euch ist,
wohnt im Palast des Himmels,
dessen Tor der Morgennebel ist und dessen
Fenster die Lieder und die Stille der Nacht sind.

CNCAaron
20-10-2003, 18:51
:blah: GRÜß GOTT!!!


Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein.
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war,
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist einsam sein.
Kein Mensch kennt den anderen,
Jeder ist allein.

Greetz
Aaron

Mephistopheles
20-10-2003, 20:04
Meine lieblings Strophen:

Von Goethe

Faust: Nun gut, wer bist du denn?

Mephistopheles: Ein Teil von jener Kraft,
Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.

Faust: Was ist mit diesem Rätselwort gemeint?

Mephistopheles:Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär's, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz, das Böse nennt,
Mein eigentliches Element

CNCAaron
23-10-2003, 20:14
:blah: GRÜß GOTT!!!


Drei Sonnen sah ich am Himmel stehn,
Hab lang und fest sie angesehn;

Und sie auch standen da so stier,
Als könnten sie nicht weg von mir.

Ach, meine Sonnen seid ihr nicht!
Schaut andren doch ins Angesicht!

Ja, neulich hatt ich auch wohl drei:
Nun sind hinab die besten zwei.

Ging' nur die dritt erst hintendrein!
Im Dunkel wird mir wohler sein.

Greetz
Aaron

BhvGhost
23-10-2003, 22:00
Charles Bukowski - Bier am Nachmittag


Es kommt auf nichts mehr an,
nur noch auf einer Matratze liegen
mit billigen Träumen und einem Bier,
während die Blätter sterben und die Pferde sterben
und die Zimmerwirtin in den Hausflur starrt;
die runtergezogenen Jalousien mit ihrer
flattrigen Musik,
der letzte Mann in seiner Höhle,
in einer Ewigkeit von Getriebe
und Explosion;
nichts als der tropfende Wasserhahn,
die leere Flasche,
Euphorie;
deine Jugend versperrt
verhunzt und glattrasiert,
man hat dich Worte gelehrt
und damit losgeschickt
zum Sterben.

Raskolnikow
23-10-2003, 22:55
hmm, wo du das nur her hast...

Charles Bukowski

Die Bude in Chinatown

Ich will nicht wieder davon anfangen
daß die Toten an die Tür klopfen
und um ein Stück Brot betteln
und die Atom-Eier jeden Augenblick
hochgehen können und die
Hölle los ist
aber jedenfalls
ich hatte mir für 6 Dollar die Woche
eine Bude in Chinatown gemietet
mit einem Fenster
so groß wie die halbe Welt
voller Nachtfalter und Neon
illuminiert wie der Broadway
um die Ratten auf Distanz zu halten
und ich ging in eine Bar und hockte mich hin
und der Chinese sah sich meine abgerissenen
Klamotten an und sagte:
no credit
und ich zog ne Hundert-Dollar-Note raus
und bestellte mir ne Tasse Konfuzius-Saft
und 2 chinesische Puppen mit Schlitzaugen
die fast so groß waren wie sie selber
schoben sich näher an mich ran
und wir hockten da
und warteten.

cashman5b
23-10-2003, 23:10
Christine de Pisan(1363-1430)


Die Rolle der Jeanne d'Arc


Das Jahr Vierzehnhundertneunundzwanzig
bringt die Sonne wieder zum Strahlen!
Sie bringt wieder das schöne Wetter,
das man mit unverhülltem Auge sah
schon lange nicht mehr; es gibt viele,
die darüber in Trauer lebten. Ich gehörte zu ihnen.
Aber jetzt beklage ich mich über nichts mehr,
wenn ich doch sehe, was ich wünsche.

Holla! Welche Ehre für das weibliche Geschlecht.
Daß Gott es liebt, wird offenbar.
Denn dieses ganze Königreich verwüstet wurde,
hat sich erholt, von einer Frau gerettet!
Männer hätten das nicht vermocht.
Und die Verräter sind nun in die Wüste geschickt,
das hätten sie wohl vorher nicht geglaubt!

Ein Mädchen von sechzehn Jahren!
Ist es nicht etwas Übernatürliches,
daß ihr die Rüstung nicht zu schwer wird?
Aber es scheint, das sei ihr täglich Brot,
so tapfer und hart ist sie dabei.
Und vor ihr sieht man sie fliehen,
die Feinde. Und keiner hält ihr stand!
Sie bringt das fertig, und viele Augen sehen es.

Gemacht ist dieser Spruch von Christine,
im Jahr wie oben vierzehnhundert
und neunundzwanzig, am Tag, der endet
den Monat Juli. Doch ich erwarte,
daß manche unzufrieden sein werden
mit dem, was es enthält. Denn wer den Kopf
benebelt hat und die Augen träge,
der kann das Licht nicht bemerken.

CNCAaron
24-10-2003, 13:19
:blah: GRÜß GOTT!!!

Nun geht der Jammer
Die Not, die Schande
Durch Haus und Kammer,
Durch Markt und Lande;

Zerbricht die Städte,
Die klugerbauten,
Ruhm, Ränk und Räte,
Darauf, wir trauten.

In Graus und Aschen,
Vom Strahl getroffen,
Das frevle Haschen,
Das dreiste Hoffen.

Nun müsst ihr tragen,
Was andre litten,
Verlorne Klagen,
Verworfne Bitten,

Verfehltes Lieben,
Verwirkte Treue,
Der nichts geblieben
Als Schmach und Reue

Vergebnen Grämens,
Das keiner segnet,
Voll stummen Schämens,
Dem Zorn begegnet.

Wir wurden Meister
Und blieben Toren,
Die Höllengeister
Ans Licht beschworen;


Der Trotz wollt's wenden
Mit Lug und Truge
Und muss doch enden
Nach Recht und Fuge.

Das freche Prahlen
Des Übermutes,
Geseufz und Qualen
Vergossnen Blutes,

Geschrei und Zähren,
Ihr müsst sie gelten;
Da frommt kein Wehren,
Da hilft kein Schelten.

Wo wollt ihr hausen?
Wo wollt ihr hinnen?
Habt Hasser draussen
Und Henker drinnen,

Da Burg und Bürger
Sich nichts mehr bürget,
Der Mord den Würger
Im Nacken würget.

Verstrickt im Knäuel
Der Schadenfrone,
Dir selbst zum Greuel,
Der Welt zum Hohne,

Sieh all das Deine
Ins Elend wandern.
Ja, Deutschland, weine,
Ja, lacht, ihr andern!

Greetz
Aaron

CNCAaron
26-10-2003, 00:45
Nächtlich am Busento lispeln, bei Cosenza , dumpfe Lieder;
aus den Wassern schallt es Antwort und in Wirbeln klingt es wieder!

Und den Fluss hinauf, hinunter ziehn die Schatten tapfrer Goten,
die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Toten.

Allzufrüh und fern der Heimat mussten sie ihn hier begraben,
während noch die Jugendlocken seine Schultern blond umgaben.

Und am Ufer des Busenzto reihten sie sich um die Wette,
um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette.

In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde,
senkten tief hinein den Leichnam, mit der Rüstung, auf dem Pferde.

Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe,
dass die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe.

Abgelenkt zum zweiten Male, ward der Fluss herbeigezogen:
mächtig in sein alts Bette schäumten die Busentowogen.

Und es sang ein Chor von Männern: "Schlaf in Deinen Heldenehren!
Keines Römers schnöde Habsucht soll Dir je Dein Grab versehren!"

Sangen's und die Lobgesänge tönten fort im Gotenheere;
wälze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere.

CNCAaron
27-10-2003, 10:27
Wenn Jemand schlecht von deinem Freund spricht,
Und scheint er noch so ehrlich: glaub' ihm nicht!
Spricht alle Welt von deinem Freunde schlecht:
Mißtrau' der Welt und gieb dem Freunde Recht!
Nur wer so standhaft seine Freunde liebt,
Ist werth, daß ihm der Himmel Freunde giebt.
Ein Freundesherz ist ein so selt'ner Schatz,
Die ganze Welt beut nicht dafür Ersatz;
Ein Kleinod ist's voll heil'ger Wunderkraft,
Das nur bei festem Glauben Wunder schafft -
Doch jedes Zweifels Hauch trübt seinen Glanz,
Einmal zerbrochen wird's nie wieder ganz.
Drum: wird ein solches Kleinod dir beschert,
O trübe seinen Glanz nicht, halt es werth!
Zerbrich es nicht! Betrachte alle Welt
Als einen Ring nur, der dies Kleinod hält,
Dem dieses Kleinod selbst erst Werth verleiht,
Denn wo es fehlt, da ist die Welt entweiht.
Doch würdest du dem ärmsten Bettler gleich,
Bleibt dir ein Freundesherz, so bist du reich;
Und wer den höchsten Königsthron gewann
Und keinen Freund hat, ist ein armer Mann.

Greetz
Aaron

Churchill
27-10-2003, 16:18
Nicht schlecht, Aaron.

CNCAaron
28-10-2003, 11:04
Andromache

Will sich Hektor ewig von mir wenden,
Wo Achill mit den unnahbarn Händen
Dem Patroklus schrecklich Opfer bringt?
Wer wird künftig deinen Kleinen lehren
Speere werfen und die Götter ehren,
Wenn der finstre Orkus dich verschlingt?

Hektor

Theures Weib, gebiete deinen Thränen!
Nach der Feldschlacht ist mein feurig Sehnen,
Diese Arme schützen Pergamus.
Kämpfend für den heil'gen Herd der Götter
Fall' ich, und des Vaterlandes Retter
Steig' ich nieder zu dem styg'schen Fluß.

Andromache

Nimmer lausch' ich deiner Waffen Schalle,
Müßig liegt dein Eisen in der Halle,
Priams großer Heldenstamm verdirbt.
Du wirst hingehn, wo kein Tag mehr scheinet,
Der Cocytus durch die Wüsten weinet,
Deine Liebe in dem Lethe stirbt.

Hektor

All mein Sehnen will ich, all mein Denken
In des Lethe stillen Strom versenken,
Aber meine Liebe nicht.
Horch! der Wilde tobt schon an den Mauern,
Gürte mir das Schwert um, laß das Trauern!
Hektors Liebe stirbt im Lethe nicht.

Greetz
Aaron

BhvGhost
28-10-2003, 16:40
Bist du unter die dichter gegangen ? oder macht Google alles möglich :D ;)

CNCAaron
29-10-2003, 07:50
Unsere Seelen berührn sich,
du bist mir so nah,
und doch unerreichbar,
ein Traum, niemals wahr.

Manchmal kommt es mir vor,
Dich schon ewig zu kennen.
Du schenkst mir das Glück,
mein Herz scheint zu brennen.

Manchmal kommt es mir vor,
Dich überhaupt nicht zu kennen.
Du schenkst mir die Sehnsucht
und die Tränen brennen.

Manchmal denke ich auch,
Dich niemals zu kennen.
Liebe und Trauer
in meiner Seele brennen.

Unsere Seelen berührn sich,
du bist mir so nah,
und doch unerreichbar,
ein Traum, niemals wahr.

Ps .@BhvGhost, ich liebe Gedichte seit meiner frühen jugend , habe damals auch mädchen öfters welche geschrieben in die ich verliebt war (//,->)

Aber allgemein so gedichte , oder sachen wie Shakespear.
Mich hat schon immer fasziniert wie die reden.
Aber auch wie man was mit paar worten sagen kann das andere nicht mal mit taten vollbringen können.

Greetz
Aaron

CNCAaron
30-10-2003, 07:46
Wenn zwei Eheleute zum Sternenhimmel starrn,
Oder ein Bruder hält seiner lieben Schwester das Garn,
Oder ein Freund schenkt bedachtsam dem Freunde ein
Schwebt ein dunkeler Falter über den zwein!

Einer von uns muß hinter dem Sarge gehn,
Dran im Straßenwinde die Schleifen wehn,
Einer von uns muß streun mit kalter Hand
Erde hernieder vom bretternen Grabesrand!

Einer von uns muß gehn nach Haus allein,
Lieber Gott, laß mich der andere sein!

Greetz
Aaron

CNCAaron
31-10-2003, 08:20
Ein Freund, der mir den Spiegel zeiget,
den kleinsten Flecken nicht verschweiget,
mich freundlich warnt, mich herzlich schild,
wenn ich nicht meine Pflicht erfüllt:

DER IST MEIN FREUND,
so wenig es auch scheint.

Doch wenn mich einer schmeichelnd preiset,
mich immer lobt, mir nichts verweiset,
zu Fehlern gar die Hände reichet:

DER IST MEIN FEIND,
so freundlich er auch scheint.

Greetz
Aaron

BhvGhost
01-11-2003, 04:39
Für einen Freund

Für Dich,
für einen Freund,
der ein Platz in meinem Herzen hat,
der mit mir rechnen kann, im Guten, wie im Bösen.

Für Dich,
für einen Freund,
der mich auf meinem Weg begleitet hat,
der mich auffing, als ich fiel.

Für Dich,
für einen Freund,
der mich sein läßt wie ich bin,
der mit mir Glück und Trauer teilen kann

CNCAaron
01-11-2003, 14:31
Welch Augen sind dies,
die Leiden am Ende meines Herzens zu kennen?
Welch Augen sind dies,
meine ungedachten Gedanken zu wissen?
Sie ruhen auf meiner Seele,
ohne Hinterhalt kann ich mich an dir festhalten.

Von Angesicht zu Angesicht,
hinterm Spiegel der Wahrheit.
Sehe ich dich..
Auch könnt ich doch dieses Bild bewahren,
in meiner Seele festklammern.
Ach könnt ich doch dieses herz besitzen,
das du so gütig bereithällst.
Und es für immer bei mir tragen.

Halte fest an meiner Seite,
Und du wirst bleiben,
mein treuer Freund...

Greetz
Aaron

BhvGhost
01-11-2003, 15:07
Nimm mir nicht den Mut -
nimm mir die Angst.

Nimm mich ruhig auseinander -
doch halte mich auch zusammen.

Nimm mich ganz für dich -
aber laß mich auch wieder gehen.

Nimm mich als mich -
nicht als das,
was du willst.

CNCAaron
03-11-2003, 21:45
ICH bin ein Kind des Todes,
mein Leben ist die Qual.
ICH bin die Grausamkeit des Mordes,
meine Handlungen sind fatal.

ICH bin die Angst des Sterbens,
meine Macht ist die Dunkelheit.
ICH bin der Engel des Verderbens,
meine Flügel bergen die Einsamkeit.

ICH verkörpere die Intoleranz eurer Taten
und bin euer Freund.
ICH nähre den Hass gegen eure Taten
und bin euer Feind.

ICH wurde geboren in den ersten blutigen Erdenstunden,
die Ewigkeiten überdauern werden,
bis auch die letzten an ihren Wunden
eines sinnlosen Todes sterben.

ICH entstamme den Kriegen der vergangenen Zeiten,
die Felder, Wälder und Straßen noch immer mit Blut bedecken.
ICH schaffe die unzähligen, tödlichen Krankheiten
und Seuchen, an denen noch weitere Tausende verrecken.

ICH bin der Begründer der Armut eurer Herzen.
Ihr seid meine Väter, ich euer dienender Sohn.
ICH bin die Mutter des Reichtums eurer Schmerzen.
Euer Untergang ist mein endgültiger Lohn.


Meine Seele ist frei,
mein Geist ist mächtig,
mein Gewissen ist rein, denn
ich selbst bin nicht schuldig.

Greetz
Aaron

BhvGhost
03-11-2003, 23:31
Augenlieder werden schwer,
Gedanken legen sich zum schlafen nieder
kehren dann als Träume wieder
lege mich hin und deck mich zu.
Freue mich auf morgen!
Hoffe etwas von dir zu hören,
mich bei dir zu melden,
nicht zu stören,
Würd jetzt am liebsten bei Dir sein
anstatt hier rumzuliegen.
Würd dich in den schlaf
ganz sanft und langsam wiegen.
Meinen Kopf dann an dein Herz zu legen,
hören wie es ruhig und leise schlägt,
deinen Atem zuzuhören,
dich zu sehen wie du schläfst
davon träume ich.
Deine Stirn zu küssen
Dir zuzuflüstern:
"Ich liebe dich"

EsSchneit
03-11-2003, 23:51
um die geisteswissenschaftler ein wenig zu belustigen:

Wird Schäfchens Wolle schwarz und braun
Steht es am Elektrozaun

Und wenn es mit den Augen rollt -
Will es sagen: Zu viel Volt!!

:D

CNCAaron
05-11-2003, 02:48
Träume kommen schwarz des Nachts
und rauben mir den Schlaf.
Tödlich sind sie und ich erwach
liegend in meinem Grab.

Angst fesselt mich und ich bin starr,
Tränen verstecken mein Gesicht.
Der Schleier löst sich, es wird klar,
Hoffnung in mir still zerbricht.

Angstvoll bin ich im Leben,
angstvoll auch im Traum;
monoton wie der Regen,
verästelt wie ein Baum.

Ich frag mich, wozu leben,
wenn man doch sterben muß?
Wozu muß es mich geben,
wer trauert nach mir groß?

Gefangene des Lebens,
zu groß die Angst vor Leid.
Wem soll ich mich hingeben,
wenn's nicht währt in Ewigkeit?

Einsam bin ich im Sein,
einsam auch im Sterben;
hart wie ein lebloser Stein,
kalt wie der bittre Mondenschein.

Panik vor dem Erwachen,
was bringt der nächst Tag.
Ich höre die Welt klagen
und fliehe in mein Grab.

Verlorn bin ich im Diesseits,
verlorn auch im Jenseits;
dunkel wie das Universum,
zehrend wie die Hoffnung.

Greetz
Aaron

Veggeto
05-11-2003, 22:51
khalil Gibran


"Eine kleine weile noch, ein Augenblick des ruhens auf den wind, und eine andere frau wird mich gebären."

CNCAaron
07-11-2003, 00:03
La solitudine è un peccato
Per tutti quelli come me
Che nella vita hanno perduto
Un grande amore dentro se

Quando quel giorno mi hai lasciato
Salendo in macchina con lei
Hai detto addio alla mia alegria
E in questa vita sto toccando il fondo

Dimmi dove sei
Adesso cerco adesso inseguo te
Nei giorni miei
Mi manchi come mai

Greetz
Aaron

CNCAaron
07-11-2003, 12:10
Look outside the window,
what do you recognize?
the sky, flowers or animals?
just open ur soul, and you’ll see
it’s freedom and that’s were u ever wanted to be!

So it’s ur choice.
Just jumpin’ out of the window where u see?
would be easy n’ fast,
but then ur soul will never be free!

Can’t u wait till u reached da door?
cant’t just wait, till u walked along the floor?
Sure, sometimes it’s very hard,
and joy and happyness are often very rare,
…….…but, plz, who said live is fair? (thx my darling)

In live there’s no way back for both, u see
but if u take the door,
u can at least think back, think back bout ur way
think of why u’ll be remembered and what u’ve achieved,
cause dats what its all about and what makes ur live unique.

So dare to be proud of u
and just enjoy the view,
‘cause if u just dare to walk your way,
it’s coming back to you…

Greetz
Aaron

CNCAaron
07-11-2003, 22:10
Ich bin davon gerannt
ließ alles zurück
wollte alles Vergessen
und neu beginnen
hunderte Kilometer weit weg
nannte es mein neues Zuhause

Ich litt
und ich trauerte
ich weinte viel
und versuchte zu Vergessen
ich blieb viele Jahre

Aber an meinen Fersen haftete
was ich von mir werfen wollte
jeder meiner fußabdrücke
füllte sich mit alten erinnerungen
und ich fuhr noch einmal
hunderte Kilometer weit zurück

Um ein Grab zu finden
und ein leeres Haus

Ich weinte
und machte mich wieder auf den Rückweg
mit der bitteren Gewißheit
daß die Vergangenheit
wirklich nur noch Vergangenheit ist

Greetz
Aaron

CNCAaron
08-11-2003, 14:45
Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer
Steht ein Jüngling-Mann,
Die Brust voll Wehmut, das Haupt voll Zweifel,
Und mit düstern Lippen fragt er die Wogen:

"O löst mir das Rätsel des Lebens,
Das qualvoll uralte Rätsel,
Worüber schon manche Häupter gegrübelt,
Häupter in Hieroglyphenmützen,
Häupter in Turban und schwarzem Barett,
Perückenhäupter und tausend andre
Arme, schwitzende Menschenhäupter -
Sagt mir, was bedeutet der Mensch?
Woher ist er kommen? Wo geht er hin?
Wer wohnt dort oben auf goldenen Sternen?"

Es murmeln die Wogen ihr ewges Gemurmel,
Es wehet der Wind, es fliehen die Wolken,
Es blinken die Sterne, gleichgültig und kalt,
Und ein Narr wartet auf Antwort

Greetz
Aaron

CNCAaron
09-11-2003, 13:36
Ich weiß nicht was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.

Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore-Ley getan.

Greetz
Aaron

CNCAaron
10-11-2003, 16:46
Wenn die Schwalben heimwärts zieh'n,
Wenn die Rosen nicht mehr blühn,
Wenn der Nachtigall Gesang
Mit der Nachtigall verklang;
Fragt das Herz in bangem Schmerz:
Ob ich Euch wohl wiederseh'? -
Scheiden, ach Scheiden thut weh! -

Wenn die Schwäne südwärts ziehn,
Dorthin, wo Orangen blüh'n,
Wenn das Abendroth versinkt,
Durch die grünen Wipfel blinkt;
Fragt das Herz in bangem Schmerz:
Ob ich Euch auch wiederseh'?
Scheiden, ach Scheiden thut weh! -

Armes Herz, was klagest Du!
Ach Du gehst auch einst zur Ruh!
Was auf Erden, - muß vergeh'n;
Gibt es dort ein Wiedersehn?
Fragt das Herz in bangem Schmerz. -
Thut auch hier das Scheiden weh:
Glaub', daß ich Dich wiederseh.

Greetz
Aaron

Churchill
11-11-2003, 08:35
Ein Märchen aus uralten Zeiten also, soso...
in Wirklichkeit hat Kollege Brentano die Loreley-Figur nur 23 Jahre vorher erfunden.

Bittesehr:

Lore Lay

Zu Bacharach am Rheine
Wohnt' eine Zauberin,
Sie war so schön und feine
Und riß viel Herzen hin.

5 Und brachte viel zu Schanden
Der Männer ringsumher;
Aus ihren Liebesbanden
War keine Rettung mehr.

10 Der Bischof ließ sie laden
Vor geistliche Gewalt
Und mußte sie begnaden,
So schön war ihr Gestalt.

15 Er sprach zu ihr gerühret:
"Du arme Lore Lay!
Wer hat dich denn verführet
Zu böser Zauberei?"

20 "Herr Bischof, laßt mich sterben!
Ich bin des Lebens müd,
Weil jeder muß verderben,
Der meine Augen sieht!
Die Augen sind zwei Flammen,
Mein Arm ein Zauberstab--
O legt mich in die Flammen,
O brechet mir den Stab!"--

25 "Ich kann dich nicht verdammen,
Bis du mir erst bekennt,
Warum in deinen Flammen
Mein eignes Herz schon brennt.

30 Den Stab kann ich nicht brechen,
Du schöne Lore Lay!
Ich müßte denn zerbrechen
Mein eigen Herz entzwei!"


35 "Herr Bischof, mit mir Armen
Treibt nicht so bösen Spott
Und bittet um Erbarmen
Für mich den lieben Gott!

40 Ich darf nicht länger leben
Ich liebe keinen mehr.--
Den Tod sollt Ihr mir geben,
Drum kam ich zu Euch her!
Mein Schatz hat mich betrogen,
Hat sich von mir gewandt,
Ist fort von mir gezogen,
Fort in ein fremdes Land.

45 Die Augen sanft und wilde,
Die Wangen rot und weiß,
Die Worte still und milde,
Das ist mein Zauberkreis.

50 Ich selbst muß drin verderben,
Das Herz tut mir so weh;
Vor Schmerzen möcht ich sterben,
Wenn ich mein Bildnis seh.

55 Drum laßt mein Recht mich finden,
Mich sterben wie ein Christ,
Denn alles muß verschwinden,
Weil er nicht bei mir ist!"

60 Drei Ritter läßt er holen:
"Bringt sie ins Kloster hin!
Geh, Lore! -- Gott befohlen
Sei dein berückter Sinn!
Du sollst ein Nönnchen werden,
Ein Nönnchen schwarz und weiß,
Bereite dich auf Erden
Zu deines Todes Reis'!"

65 Zum Kloster sie nun ritten,
Die Ritter alle drei,
Und traurig in der Mitten
Die schöne Lore Lay.

70 "O Ritter, laßt mich gehen
Auf diesen Felsen groß,
Ich will noch einmal sehen
Nach meines Lieben Schloß.


75 Ich will noch einmal sehen
Wohl in den tiefen Rhein
Und dann ins Kloster gehen
Und Gottes Jungfrau sein."

80 Der Felsen ist so jähe,
So steil ist seine Wand,
Doch klimmt sie in die Höhe,
Bis daß sie oben stand.
Es binden die drei Ritter
Die Rosse unten an
Und klettern immer weiter
Zum Felsen auch hinan.

85 Die Jungfrau sprach: "Da gehet
Ein Schifflein auf dem Rhein;
Der in dem Schifflein stehet,
Der soll mein Liebster sein!

90 Mein Herz wird mir so munter,
Er muß mein Liebster sein!"--
Da lehnt sie sich hinunter
Und stürzet in den Rhein.

95 Die Ritter mußten sterben,
Sie konnten nicht hinab;
Sie mußten all verderben
Ohn Priester und ohn Grab.

100 Wer hat dies Lied gesungen?
Ein Schiffer auf dem Rhein,
Und immer hat's geklungen
Von dem Dreiritterstein:
Lore Lay!
Lore Lay!
Lore Lay!
Als wären es meiner drei!

CNCAaron
13-11-2003, 11:11
Freude, Göttin edler Herzen!
Höre mich
Laß die Lieder, die hier schallen,
Dich vergrössern, dir gefallen:
Was hier tönet, tönt durch dich.

Muntre Schwester süsser Liebe!
Himmelskind!
Kraft der Seelen, Halbes Leben!
Ach, was kann das Glück uns geben,
Wenn man dich nicht auch gewinnt?

Stumme Hüter todter Schätze
Sind nur reich.
Dem der keinen Schatz bewachet,
Sinnreich scherzt und singt und lachet,
Ist kein karger König gleich.

Gieb den Kennern, die dich ehren,
Neuen Muth,
Neuen Scherz den regen Zungen,
Neue Fertigkeit den Jungen,
Und den Alten neues Blut.

Du erheiterst, holde Freude!
Die Vernunft.
Flieh, auf ewig, die Gesichter
Aller finstern Splitterrichter
Und die ganze Heuchlerzunft!

Greetz
Aaron

BhvGhost
13-11-2003, 17:56
Unter der roten Laterne von St. Pauli
Heute Nacht, heute Nacht,
geht der Traum meines Lebens zu Ende,
denn sein Schiff sticht in See,
und mein Liebster nahm Abschied von mir.
Lebe wohl! sagte er,
und er gab mir noch einmal die Hände.
Bleib mir treu sagte ich,
meine Sehnsucht ist immer bei dir.

Unter der roten Laterne von St. Pauli
sang mir der Wind heut zum Abchied sein Lied.
Hm hm, hm hm, hm hm.
Drum denk ich immer so gern an St. Pauli,
wenn auch mein Liebster mich lang nicht mehr sieht.
Hm hm, hm hm, hm hm.

Seh ich vor mir
blauer Junge dein braunes Gesicht,
Träum ich von dir,
weil dein Mund mir den Himmel verspricht.

Unter der roten Laterne von St. Pauli
werd ich am Tag deiner Heimkehr einst stehn.
Hm hm, hm hm, hm hm.
Das gibt ein Wiedersehn.

Seh ich vor mir
blauer Junge dein braunes Gesicht,
Träum ich von dir,
weil dein Mund mir den Himmel verspricht.

Unter der roten Laterne von St. Pauli
werd ich am Tag deiner Heimkehr einst stehn.
Hm hm, hm hm, hm hm.
Das gibt ein Wiedersehn.

CNCAaron
14-11-2003, 17:39
Ein Mann, der in der Welt sich trefflich umgesehn,
Kam endlich heim von seiner Reise,
Die Freunde liefen schaarenweise,
Und grüßten ihren Freund; so pflegt es zu geschehn,
Da hieß es allemal: Uns freut von ganzer Seele
Dich hier zu sehn, und nun: Erzähle!

Was ward da nicht erzählt?
Hört, sprach er einst,ihr wißt,
Wie weit von uns'rer Stadt zu den Huronen ist,
Eilfhundert Meilen hinter ihnen,
Sind Menschen, die mir seltsam schienen,
Sie sitzen oft bis in die Nacht,
Beisammen vest auf einer Stelle,
Und denken nicht an Gott und Hölle.
Da wird kein Tisch gedeckt,
kein Mund wird naß gemacht,
Es könnten um sie her die Donnerkeile blitzen,
Zwei Heer' im Kampfe stehn;
sollt auch der Himmel schon
Mit Krachen seinen Einfall drohn,
Sie blieben ungestöret sitzen.
Denn sie sind taub und stumm,
doch läßt sich dann und wann
Ein halbgebrochner Laut aus ihrem Munde hören,
Der nicht zusammen hängt, und wenig sagen kann,
Ob sie die Augen schon darüber oft verkehren.
Man sah mich oft erstaunt zu ihrer Seite stehen,
Denn wenn dergleichen Ding geschieht,
So pflegt man öfters hinzugehen,
Daß man die Leute sitzen sieht.
Glaubt, Brüder! daß mir nie die gräßlichen Geberden
Aus dem Gemüthe kommen werden,
Die ich an ihnen sah; Verzweiflung, Raserei,
Boshafte Freud' und Angst dabei,
Die wechselten in den Gesichtern.
Sie schienen mir, das schwör' ich euch,
An Muth den Furien, an Ernst den Höllenrichtern,
An Angst den Missethätern gleich.

Allein, was ist der Zweck? so fragten hier die Freunde,
Vielleicht besorgen sie die Wohlfahrt der Gemeinde?
Ach nein!
So suchen sie vielleicht des Zirkels Viereck finden?
Nein! So bereun sie alte Sünden?
Das ist es alles nicht So sind sie gar verwirret,
Wenn sie nicht hören, reden fühlen,
Noch sehn, was thun sie denn? Sie spielen.

Greetz
Aaron

BhvGhost
15-11-2003, 18:01
Entfremdung
In den Bäumen kann ich keine Bäume mehr sehen.
Die Äste haben nicht die Blätter, die sie in den Wind halten.
Die Früchte sind süß, aber ohne Liebe.
Sie sättigen nicht einmal.
Was soll nur werden?
Vor meinen Augen flieht der Wald,
vor meinem Ohr schließen die Vögel den Mund,
für mich wird keine Wiese zum Bett.
Ich bin satt vor der Zeit
und hungre nach ihr.
Was soll nur werden?

Auf den Bergen werden nachts die Feuer brennen.
Soll ich mich aufmachen, mich allem wieder nähern?

Ich kann in keinem Weg mehr einen Weg sehen.

CNCAaron
15-11-2003, 19:17
Einsames Wesen,
bist es zu lange gewesen;
die Kälte der Gefühllosigkeit
giert durch deine Glieder
und schreit
nach schönen Liedern
und weint
um die vergangene Zeit.

Einsames Wesen,
kannst in deinem eigenen Buch
nicht mehr lesen
und suchst
nach liebevollen Gesten,
nach Worten, die dir bekannt,
nach Menschen, die dir verwandt
in die Augen sehen
und ohne Worte verstehen.

Einsames Wesen,
bist dir fremd geworden,
hast dich selbst verloren
unter deiner Decke der Akzeptanz;
stehst neben dir
und spürst, du kannst
dich noch mehr verliern,
wenn du weiter tanzt.

Einsames Wesen,
hast dir ein Labyrinth gebaut;
wagst keinen Schritt,
wagst keinen Laut,
schreist blind in die Nacht
aus Alpträumen erwacht;
suchst Licht
und zerbrichst
an deiner Angst.

Greetz
Aaron

CNCAaron
17-11-2003, 21:11
Verlorenes Ich, zersprengt von Stratosphären,
Opfer des Ion -: Gamma-Strahlen-Lamm -
Teilchen und Feld -: Unendlichkeitschimären
auf deinem grauen Stein von Notre-Dame.

Die Tage gehn dir ohne Nacht und Morgen,
Jahre halten ohne Schnee und Frucht
bedrohend das Unendliche verborgen -
die Welt als Flucht.

Wo endest du, wo lagerst du, wo breiten
sich deine Sphären an - Verlust, Gewinn -:
ein Spiel von Bestien: Ewigkeiten,
an ihren Gittern fliehst du hin.

Der Bestienblick: die Sterne als Kaldaunen,
der Dschungeltod als Seins- und Schöpfungsgrund,
Mensch, Völkerschlachten, Katalaunen
hinab den Bestienschlund.

Die Welt zerdacht. Und Raum und Zeiten
und was die Menschheit wob und wog,
Funktion nur von Unendlichkeiten -
die Mythe log.

Woher, wohin - nicht Nacht, nicht Morgen.
kein Evoë, kein Requiem,
du möchtest der ein Stichwort borgen -
allein bei wem?

Ach, als sich alle einer Mitte neigten
und auch die Denker nur den Gott gedacht,
sie sich den Hirten und dem Lamm verzweigten,
wenn aus dem Kelch das Blut sie rein gemacht,

und alle rannen aus der einen Wunde,
brachen das Brot, das jeglicher genoß -
oh ferne zwingende erfüllte Stunde,
die einst auch das verlorne Ich umschloß.

Greetz
Aaron

CNCAaron
19-11-2003, 21:52
Wär' ich im Bann von Mekkas Toren,
Wär' ich auf Yemens glühndem Sand,
Wär' ich am Sinai geboren,
Dann führt' ein Schwert wohl diese Hand;

Dann zög' ich wohl mit flücht'gen Pferden
Durch Jethros flammendes Gebiet!
Dann hielt' ich wohl mit meinen Herden
Rast bei dem Busche, der geglüht;

Dann abends wohl vor meinem Stamme,
In eines Zeltes luft'gem Haus,
Strömt' ich der Dichtung innre Flamme
In lodernden Gesängen aus;

Dann wohl an meinen Lippen hinge
Ein ganzes Volk, ein ganzes Land;
Gleichwie mit Salomonis Ringe
Herrscht' ich, ein Zauberer, im Sand.

Nomaden sind ja meine Hörer,
Zu deren Geist die Wildnis spricht;
Die vor dem Samum, dem Zerstörer,
Sich werfen auf das Angesicht;

Die allzeit auf den Rossen hängen,
Absitzend nur am Wüstenbronn;
Die mit verhängten Zügeln sprengen
Von Aden bis zum Libanon;

Die nachts, als nimmermüde Späher,
Bei ihrem Vieh ruhn auf der Trift,
Und, wie vorzeiten die Chaldäer,
Anschaun des Himmels goldne Schrift;

Die oft ein Murmeln noch vernehmen
Von Sina's glutgeborstnen Höhn,
Die oft des Wüstengeistes Schemen
In Säulen Rauches wandeln sehn;

Die durch den Riß oft des Gesteines
Erschaun das Flammen seiner Stirn -
Ha, Männer, denen glühnd wie meines
In heißen Schädeln brennt das Hirn.

O Land der Zelte, der Geschosse!
O Volk der Wüste, kühn und schlicht!
Beduin, du selbst auf deinem Rosse
Bist ein phantastisches Gedicht! -

Ich irr' auf mitternächt'ger Küste;
Der Norden, ach, ist kalt und klug.
Ich wollt', ich säng' im Sand der Wüste,
Gelehnt an eines Hengstes Bug.

Greetz
Aaron

Churchill
20-11-2003, 20:44
Nicht schlecht das Freiligrath-Gedicht.

Etwas seltsam diese ständige Anspielung auf die Tora bzw. Genesis.

- Der brennender Busch, als der Gott Moses erschienen ist
- Der Sinai, wo er sich ganz Israel gezeigt hat
- Jethro, der Schwiegervater Moses und Begründer des Richtersystems
- Salomo
- Der Libanon, dessen Zedern Salomon besungen hat
- Die Rauchsäule, als die Gott seinem Volk vorangegangen ist

Wo doch die meisten Araber Mohammedaner sind. Aber er sieht diese Region wohl als Geburtsstätte aller dieser Religionen, womit er ja Recht hat. Doch seltsam, daß auf den Islam kaum Bezug genommen wird. Trotzdem gut. Er wäre ein würdiger Anhänger des Mahdi gewesen.

CNCAaron
21-11-2003, 13:54
Dämmrung will die Flügel spreiten,
Schaurig rühren sich die Bäume,
Wolken zieh'n wie schwere Träume-
Was will dieses Grau'n bedeuten?

Hast ein Reh du, lieb vor andern,
Laß es nicht alleine grasen,
Jäger zieh'n im Wald' und blasen,
Stimmen hin und wieder wandern.

Hast du einen Freund hienieden,
Trau ihm nicht zu dieser Stunde,
Freundlich wohl mit Aug' und Munde,
Sinnt er Krieg im tück'schen Frieden.

Was heut müde gehet unter,
Hebt sich morgen neugeboren.
Manches bleibt in Nacht verloren-
Hüte dich, bleib' wach und munter!

PS. Churchill http://smilies.cncforen.de/smilies/A.F.Yes.gif


Greetz
Aaron

Churchill
22-11-2003, 14:59
"Hast ein Reh du, lieb vor anderen"

:rofl:

Also, das ist ja wirklich zum kugeln!
So ein Superkitsch!

Außerdem gibt es fast kein Gedicht von Eichendorf ohne "Wald". Der olle Waldschrat!

:santa:

CNCAaron
26-11-2003, 10:13
:blah: GRÜß GOTT!!!


Im Grenzenlosen sich zu finden
Wird gern der Einzelne verschwinden,
Da löst sich aller Überdruß;
Statt heißem Wünschen, wildem Wollen,
Statt läst'gem Fordern, strengem Sollen
Sich aufzugeben ist Genuß.

Weltseele, komm, uns zu durchdringen!
Dann mit dem Weltgeist selbst zu ringen,
Wird unsrer Kräfte Hochberuf.
Teilnehmend führen gute Geister,
Gelinde leitend, höchste Meister,
Zu dem, der alles schafft und schuf.

Und umzuschauen das Geschaffne,
Damit sich's nicht zum Starren waffne,
Wirkt ewiges, lebendiges Tun.
Und was nicht war, nun will es werden,
Zu reinen Sonnen, farbigen Erden,
In keinem Falle darf es ruhn.

Es soll sich regen, schaffend handeln,
Erst sich gestalten, dann verwandeln;
Nur scheinbar steht's Momente still.
Das Ewige regt sich fort in allen:
Denn alles muß in Nichts zerfallen,
Wenn es im Sein beharren will.

Greetz
Aaron

BhvGhost
26-11-2003, 14:39
Wenn die Seele am überlaufen ist
der Körper erschöpft, der Geist nicht mehr in meiner Macht
zu lang an Arbeit - an Leid gedacht
mein Körper klagt und pocht vor Schmerz
Aufruhr und Schwere belasten mein Herz
alles liegt brach und weigert sich zu leben
ich kann meinem Gegenüber keinen Trost mehr geben
Mein Körper rebelliert und lehnt sich auf
Tiefe und Schwärze nehmen ihren Lauf
Mir fehlen die Worte in dieser Zeit
in mir nur Dunkel und Traurigkeit
Ich kann nicht mehr geben -
- will nicht mehr ......

Ich denk an Scheiden aus dieser Welt
Doch gibt's eins was mich hier noch hält
Die Erinnerung an ein liebes Wort
Die Wärme, der Geruch von einem Ort
Ein Mensch wie du - die du fühlst und zärtlich mich umgibt
Die meine Stimmung mit Liebe hebt
die mich streichelt mit ihrem Gefühl, wie der Wind
in Zeiten in denen ich traurig bin und blind
für alles was die Welt an Sonne in sich trägt.
Ich lass` meinen Tränen freien Lauf
Und fühl` wie mich`s befreit
Vorbei - die Zeiten der grausamen Einsamkeit

CNCAaron
03-12-2003, 12:06
Kennst du das Gefühl, das Gefühl das dich quält?
Es fühlt sich so an ,wie ein kalter Windhauch im tiefsten Winter.
Kennst du das Gefühl , das Gefühl das dich zum Nachdenken bringt?
Es fühlt sich an ,wie tiefer Schmerz im gequälten Herz.

Das Gefühl das dich allein lässt, kennst du es?
Du bist der einzigste Mensch der dich versteht, so fühlst du es.
Das Gefühl das dich zum Weinen bringt,kennst du es?
Du bist verzweifelt,hoffnungslos und unglücklich, so fühlst du es.

Kennst du das Gefühl , das Gefühl das zur Fehlentscheidung führt?
Du denkst daran zu sterben vor Sehnsüchten, so fühlst du es.
Kennst du das Gefühl, das Gefühl , das dich blaß macht?
Du bist öfter gekränkt als gewollt, so fühlst du es.

Das Gefühl nennt sich Einsamkeit.
Lehne dich heraus und besiege die Einsamkeit.
Geh aus dir raus und offenbare dein wahres Ich,
so wirst du zum Gewinner,und dein Herz wird frei.

Greetz
Aaron

CNCAaron
07-12-2003, 14:56
"Frau Berte, hört: Ihr dürftet nun
Mir einmal einen Gefallen tun!" "Was denkt Ihr, Graf? Wohin denket Ihr?
Vor den drei gemalten Rittern hier?" Drei Ritter prahlen auf der Wand
Mit rollenden Augen, am Dolch die Hand. "Wer, Frau, ist diese Ritterschaft?"

"Drei Vettern und alle drei tugendhaft! Gelobt Ihr, Graf, die Ehe mir
Bei den drei gemalten Rittern hier, Will ich - Ihr laßt es doch nicht ruhn -
Euch einmal einen Gefallen tun." Das Gräflein zwinkert den Rittern zu.
("Frau Berte, welch eine Gans bist du!") Das Gräflein hebt die Finger flink.
("Frau Berte, du bist ein dummes Ding!") "Trautlieb, ich schwör und beschwör es dir
Bei den drei gemalten Rittern hier!" Jetzt rufen aus einem Mund die drei:

"Es ist geredet und bleibt dabei!" Die Wand versinkt: dahinter stehn
Drei gültge Zeugen. So ist's geschehn.

Greetz
Aaron

CNCAaron
13-12-2003, 14:24
Die Leidenschaft bringt Leiden! - Wer beschwichtigt
Beklommnes Herz das allzuviel verloren?
Wo sind die Stunden, überschnell verflüchtigt?
Vergebens war das Schönste dir erkoren!
Trüb' ist der Geist, verworren das Beginnen;
Die hehre Welt wie schwindet sie den Sinnen!

Da schwebt hervor Musik mit Engelschwingen,
Verflicht zu Millionen Tön' um Töne,
Des Menschen Wesen durch und durch zu dringen,
Zu überfüllen ihn mit ew'ger Schöne:
Das Auge netzt sich, fühlt im höhern Sehnen
Den Götter-Wert der Töne wie der Tränen.

Und so das Herz erleichtert merkt behende,
Daß es noch lebt und schlägt und möchte schlagen,
Zum reinsten Dank der überreichen Spende
Sich selbst erwidernd willig darzutragen.
Da fühlte sich - o daß es ewig bliebe! -
Das Doppel-Glück der Töne wie der Liebe.


Greetz
Aaron

CNCAaron
31-12-2003, 17:29
Mein Fenster öffnet sich um Mitternacht,
Die Glocken dröhnen von den Türmen nieder,
Die Berge leuchten rings in Flammenpracht,
Und aus den dunklen Gassen hallen Lieder.
Will mir der Lärm, will mir der blut'ge Schein
Des nahen Völkerkriegs Erwachen deuten? -
Noch ist die Saat nicht reif. Die Glocken läuten
Dem neuen Jahr. - Wird es ein beßres sein?

Ein neues Jahr, in dem mit blassem Neid
Die Habsucht und die Niedertracht sich messen;
Ein neues Jahr, das nach Vernichtung schreit;
Ein neues Jahr, in dem die Welt vergessen,
Daß sie ein Altar dem lebend'gen Licht;
Ein neues Jahr, des dumpfe Truggewalten
Den Adlerflug des Geistes niederhalten;
Ein neues Jahr! - Ein beßres wird es nicht.

Von Goldgier triefend und von Gaunerei,
Die Weltgeschichte, einer feilen Dirne
Vergleichbar, kränzt mit Weinlaub sich die Stirne,
Und aus der Brust wälzt sich ihr Marktgeschrei:
Herbei, ihr Kinder jeglicher Nation;
An Unterhaltung ist bei mir nicht Mangel.
Im Internationalen Tingeltangel,
Geschminkt und frech, tanz' ich mir selbst zum Hohn.

Den he'ligen Ernst der menschlichen Geschicke
Wandl' ich zur Posse, daß ihr gellend lacht;
Den Freiheitsdurst'gen brech' ich das Genicke,
Damit mein Tempel nicht zusammenkracht.
Ich bin der Friede, meine holden Blicke
Besel'gen euch in ew'ger Liebesnacht;
Wärmt euch an mir und schlaft bei meinem Liede
Sanft und behaglich ein; ich bin der Friede!

Drum segne denn auch für das künft'ge Jahr
Gott euren süßen Schlaf. Das Todesröcheln
Des Bruders auf der Freiheit Blutaltar
Verhallt, wenn meine fleisch'gen Lippen lächeln.
Nur wenn der eigne Geldsack in Gefahr,
Dann tanz' ich mit den schellenlauten Knöcheln
Sofort Alarm, damit euch eure Schergen
Zu den geraubten neue Schätze bergen.

Warum schuf Gott den Erdball rund, warum
Schuf Krupp'sche Eisenwerke er in Essen,
Als daß den Heiden wir mit Christentum
Und Schnaps das Gold aus den Geweiden pressen.
Ein halb Jahrtausend ist das nun schon Mode,
Doch sehr verfeinert hat sich die Methode:
Kauf oder stirb! Wer seines Goldes bar,
Den plagt dann ferner auch kein Missionar.

Ich bin der Friede, meine Schellen läuten,
Sobald des Menschen Herz sich neu belebt,
Und meine Füße, die den Tod bedeuten,
Zerstampfen, was nach Licht und Freiheit strebt.
Ich bin der Friede, und so wahr ich tanze
Auf Gräbern in elektrisch grellem Glanze,
Es fällt zum Opfer mir das künft'ge Jahr,
Wie das geschiedne mir verfallen war!

So sang die Göttin. Aber Gott sei Dank,
Noch eh sie dirnenhaft von hinnen knixte,
Gewahrt' ich, daß die üpp'ge Diva krank
Und alt, so rot sie sich die Wangen wichste,
Daß schon der Tod ihr selbst die Brust gehöhlt;
Und tausend Bronchien rasselten im Chore:
Der rote Saft sprengt dieses Leichnams Tore,
Eh er noch einmal seine Jahre zählt.

Dann wurden unterird'sche Stimmen laut:
Der Mensch sei nicht zum Knecht vor goldnen Stufen,
Es sei zum Herrscher nicht der Mensch berufen,
Der Mensch sei nur dem Menschen angetraut.
Ein dumpfes Zittern, wie aus Katakomben,
Erschütterte den Boden. Alsogleich
Ward jeden Gastes Antlitz kreidebleich:
Bewahr' uns Gott vor Anarchie und Bomben!

Ich aber denke: Eh ein Jahr vergeht,
Vergeht die Kirchhofsruhe. Böse Zeichen
Verkünden einen Krieg, der seinesgleichen
Noch nicht gehabt, solang die Erde steht.
Noch ist die Saat nicht reif, doch wird sie reifen,
Und Habgier gegen Habgier greift zum Schwert;
Es wird der Bruder, seines Bruders wert,
Dem Bruder mörd'risch nach der Kehle greifen.

Die Glocken sind verhallt, verglommen sind
Die Feuerbrände und verstummt die Lieder;
Die alte, ew'ge, blinde Nacht liegt wieder,
Wie sie nur je auf Erden lag, so blind;
Und doch äängt das Geschick an einem Haar
Und läßt sich doch vom Klügsten nicht ergründen.
Wie werden diese Welt wir wiederfinden,
Wenn wir sie wiederfinden, übers Jahr?

Greetz
Aaron

Churchill
10-04-2004, 02:38
Johann Wolfgang von Goethe:
Der Osterspaziergang
(Aus Faust I)

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!

Veggeto
05-05-2004, 19:05
Erinnerung


Willst du immer weiter schweifen?
Sieh, das Gute liegt so nah,
Lerne nur das Glück ergreifen,
Denn das Glück ist immer da.


von: Johann Wolfgang von Goethe

CNils
26-05-2004, 23:01
Wilhelm Busch - Die Selbstkritik hat viel für sich

Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich:
So hab ich erstens den Gewinn,
Daß ich so hübsch bescheiden bin;
Zum zweiten denken sich die Leut,
Der Mann ist lauter Redlichkeit;
Auch schnapp ich drittens diesen Bissen
Vorweg den andern Kritiküssen;
Und viertens hoff ich außerdem
Auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es denn zuletzt heraus,
Daß ich ein ganz famoses Haus.

CNCAaron
17-09-2004, 01:11
........ (//,->)

Kein Wort, auch nicht das kleinste, kann ich sagen,
Wozu das Herz den vollen Schlag verwehrt;
Die Stunde drängt, gerüstet steht der Wagen,
Es ist die Fahrt der Heimat abgekehrt.

Geht immerhin - denn eure Tat ist euer -
Und widerruft, was einst das Herz gebot;
Und kauft, wenn dieser Preis euch nicht zu teuer,
Dafür euch in der Heimat euer Brot!

Ich aber kann des Landes nicht, des eignen,
In Schmerz verstummte Klagen mißverstehn;
Ich kann die stillen Gräber nicht verleugnen,
Wie tief sie jetzt in Unkraut auch vergehn. -

Du, deren zarte Augen mich befragen, -
Der dich mir gab, gesegnet sei der Tag!
Laß nur dein Herz an meinem Herzen schlagen,
Und zage nicht! Es ist derselbe Schlag.

Es strömt die Luft - die Knaben stehn und lauschen,
Vom Strand herüber dringt ein Möwenschrei;
Das ist die Flut! Das ist des Meeres Rauschen!
Ihr kennt es wohl; wir waren oft dabei.

Von meinem Arm in dieser letzten Stunde
Blickt einmal noch in's weite Land hinaus,
Und merkt es wohl, es steht auf diesem Grunde,
Wo wir auch weilen, unser Vaterhaus.

Wir scheiden jetzt, bis dieser Zeit Beschwerde
Ein andrer Tag, ein besserer, gesühnt;
Denn Raum ist auf der heimatlichen Erde
Für Fremde nur und was den Fremden dient.

Doch ist's das flehendste von den Gebeten,
Ihr mögt dereinst, wenn mir es nicht vergönnt,
Mit festem Fuß auf diese Scholle treten,
Von der sich jetzt mein heißes Auge trennt! -

Und du, mein Kind, mein jüngstes, dessen Wiege
Auch noch auf diesem teuren Boden stand,
Hör mich! - denn alles andere ist Lüge -
Kein Mann gedeihet ohne Vaterland!

Kannst du den Sinn, den diese Worte führen,
Mit deiner Kinderseele nicht verstehn,
So soll es wie ein Schauer dich berühren

Und wie ein Pulsschlag in dein Leben gehn!

Greetz
Aaron

Psycho Joker
17-09-2004, 01:13
la tua terra


sai che la tua terra
ti puo far morire
non per nostalgia
(questi tempi ormai son passati)
ma per l'esperienza
chen essuno ti ama

sai che la tua terra
ti puo amazzare
perchè tutti ti vogliono bene
morirai sotto i loro baci soffocanti
tu che non li amavi mai

allontanati
torna però

Tassahak
21-09-2004, 19:50
Christoph Meckel: Rede vom Gedicht

Das Gedicht ist nicht der Ort
Wo die Schönheit gepflegt wird
Hier ist die Rede vom Salz
Das brennt in den Wunden
Hier ist die Rede vom Tod
Von vergifteten Sprachen
Von Vaterländern, die eisernen Schuhen gleichen

Das Gedicht ist nicht der Ort
Wo die Wahrheit verziert wird
Hier ist die Rede von Blut
Das fließt aus den Wunden
Vom Elend, vom Elend, vom Elend des Traums
Von Verwüstung und Auswurf
Von klapprigen Utopien

Das Gedicht ist nicht der Ort
Wo der Schmerz verheilt wird
Hier ist die Rede von Zorn und Täuschung und Hunger
Die Stadien der Sättigung werden hier nicht besungen
Hier ist die Rede von fressen, gefressen werden
Von Mühsal und Zweifel
Hier ist die Chronik der Leiden

Das Gedicht ist nicht der Ort
Wo das Sterben begütigt
Wo der Hunger gestillt
Wo die Hoffnung verklärt wird
Das Gedicht ist der Ort der zu Tode verwundeten Wahrheit

Flügel, Flügel, der Engel stürzt
Die Federn fliegen einzeln und blutig im Sturm der Geschichte
Das Gedicht ist nicht der Ort
Wo der Engel geschont wird

CNils
21-09-2004, 20:13
1.
Da, wo die Friedrichstraße sacht
Den Schritt über das Wasser macht
da hängt über der Spree
Die Weidendammerbrücke. Schön
Kannst du da Preußens Adler sehn
wenn ich am Geländer steh

dann steht da der preußische Ikarus
mit grauen Flügeln aus Eisenguß
dem tun seine Arme so weh
er fliegt nicht weg - er stürzt nicht ab
macht keinen Wind - und macht nicht schlapp
am Geländer über der Spree

2.
Der Stacheldraht wächst langsam ein
Tief in die Haut, in Brust und Bein
ins Hirn, in graue Zelln
Umgürtet mit dem Drahtverband
Ist unser Land ein Inselland
umbrandet von bleiernen Welln

da steht der preußische Ikarus
mit grauen Flügeln aus Eisenguß
dem tun seine Arme so weh
er fliegt nicht hoch - und er stürzt nicht ab
macht keinen Wind - und macht nicht schlapp
am Geländer über der Spree

3.
Und wenn du wegwillst, mußt du gehen
Ich hab schon viele abhaun sehn
aus unserm halben Land
Ich halt mich fest hier; bis mich kalt
Dieser verhaßte Vogel krallt
und zerrt mich übern Rand

dann bin ich der preußische Ikarus
mit grauen Flügeln aus Eisenguß
dann tun mir die Arme so weh
dann flieg ich hoch - dann stürz ich ab
mach bißchen Wind - dann mach ich schlapp
am Geländer über der Spree

Veggeto
27-09-2004, 14:52
Das Opfer, das die Liebe bringt

Das Opfer, das die Liebe bringt,
Es ist das teuerste von allen;
Doch wer sein Eigenstes bezwingt,
Dem ist das schönste Los gefallen.

J.W. Goethe

Tassahak
10-10-2004, 13:02
Eduard Mörike: "Abschied"

Unangeklopft ein Herr tritt abends bei mir ein:
"Ich habe die Ehr, Ihr Rezensent zu sein."
Sofort nimmt er das Licht in die Hand,
Besieht lang meinen Schatten an der Wand,
Rueckt nah und fern: "Nun, lieber junger Mann,
Sehn Sie doch gefaelligst mal Ihre Nas so von der Seite an!
Sie geben zu, dass das ein Auswuchs is."
- Das? Alle Wetter - gewiss!
Ei Hasen! ich dachte nicht,
All mein Lebtage nicht,
Dass ich so eine Weltsnase fuehrt' im Gesicht!!

Der Mann sprach noch verschiednes hin und her,
Ich weiss, auf meine Ehre, nicht mehr;
Meinte vielleicht, ich sollt ihm beichten.
Zuletzt stand er auf; ich tat ihm leuchten.
Wie wir nun an der Treppe sind,
Da geh ich ihm, ganz froh gesinnt,
Einen kleinen Tritt,
Nur so von hinten aufs Gesaesse, mit -
Alle Hagel! ward das ein Gerumpel,
Ein Gepurzel, ein Gehumpel!
Dergleichen hab ich nie geschn,
All mein Lebtage nicht gesehn
Einen Menschen so rasch die Trepp hinabgehn!

Tharkun05
03-02-2005, 21:06
Gerechtigkeit! - Was alle Menschen lieben,
Was alle fordern, wünschen, schwer entbehren,
Es liegt an ihm dem Volk es zu gewähren.
Doch ach! Was hilft dem Menschengeist Verstand,
Dem Herzen Güte, Willigkeit der Hand,
Wenn's fieberhaft durchaus im Staate wütet,
Und Übel sich in Übeln überbrütet.
Wer schaut hinab von diesem hohen Raum
Ins weite Reich, ihm scheint's ein schwerer Traum,
Wo Missgestalt in Missgestalten schaltet,
Das Ungesetz gesetzlich überwaltet,
Und eine Welt des Irrtums sich entfaltet.

- Goethe, Faust II.

CNils
12-02-2005, 12:16
Bunte Farben umgaben mich
Als das Dunkle vor mir wich
Und im Nebel sah ich ein Licht
Es war immer da, doch kannte ichs nicht

Ich hab das Gefühl ich bin ganz allein
Mein Blick dringt tief ins Innere ein
Es ist so hell und doch seh ich klar
Bedrückend und doch wunderbar

Warum bin ich es der es kann
Was für eine Welt bahnt sich mir an
Hab ich die Mitte bereits erkundet
Oder die Schale grad mal verwundet

Allein meine Fragen lassen mich schließen
Meine Knospe fängt grad an zu sprießen
Ich brauche viel Wasser, das ist mir klar
Bedrückend und doch wunderbar

Tassahak
28-04-2005, 20:14
Rainer Maria Rilke: "Die Gazelle"

Verzauberte: wie kann der Einklang zweier
erwählter Worte je den Reim erreichen,
der in dir kommt und geht, wie auf ein Zeichen.
Aus deiner Stirne steigen Laub und Leier,
und alles Deine geht schon im Vergleich
durch Liebeslieder, deren Worte, weich
wie Rosenblätter, dem, der nicht mehr liest,
sich auf die Augen legen, die er schließt:
um dich zu sehen: hingetragen, als
wäre mit Sprüngen jeder Lauf geladen
und schösse nur nicht ab, solang der Hals
das Haupt ins Horchen hält: wie wenn beim Baden
im Wald die Badende sich unterbricht:
den Waldsee im gewendeten Gesicht.

Tassahak
03-03-2006, 01:22
Ferdinand Freiligrath: "Die Freiheit! Das Recht!"

O, glaubt nicht, sie ruhe fortan bei den Todten,
O, glaubt nicht, sie meide fortan dies Geschlecht,
Weil muthigen Sprechern das Wort man verboten
Und Nichtdelatoren verweigert das Recht!
Nein, ob ins Exil auch die Eidfesten schritten;
Ob, müde der Willkür, die endlos sie litten,
Sich andre im Kerker die Adern zerschnitten -
Doch lebt noch die Freiheit und mit ihr das Recht!
- Die Freiheit! Das Recht!

Nicht mach uns die einzelne Schlappe verlegen!
Die fördert die Siege des Ganzen erst recht;
Die wirkt, daß wir doppelt uns rühren und regen,
Noch lauter es rufen: Die Freiheit! Das Recht!
Denn ewig sind Eins diese heiligen Zweie!
Sie halten zusammen in Trutz und in Treue;
Wo das Recht ist, da wohnen von selber schon Freie,
Und immer, wo Freie sind, waltet das Recht!
- Die Freiheit! Das Recht!

Und auch das sei ein Trost uns: nie flogen, wie heuer,
Die freudigen Zwei von Gefecht zu Gefecht!
Nie flutete voller ihr Odem und freier,
Durch die Seele selbst brausend dem niedrigsten Knecht!
Sie machen die Runde der Welt und der Lande,
Sie wecken und werben von Strande zu Strande,
Schon sprengten sie kühn des Leibeigenen Bande
Und sagten zu denen des Negers: Zerbrecht!
- Die Freiheit! Das Recht!

Ja, ihr Banner entflattert und weht allerorten,
Daß die Unbill gesühnt sei, die Schande gerächt!
Ja, und siegen sie hier nicht, so siegen sie dorten,
Und am Ende doch siegen sie gründlich und echt!
O Gott, welch ein Kranz wird sie glorreich dann zieren!
All die Läuber, die Völker im Fahnentuch führen!
Die Olive des Griechen, das Kleeblatt des Iren
Und vor allem germanisches Eichengeflecht!
- Die Freiheit! Das Recht!

Wohl ruhn dann schon manche, die jetzo noch leiden -
Doch ihr Schlummer ist süß, und ihr Ruhn ist gerecht!
Und licht an den Gräbern stehen die Beiden,
Die wir ihnen auch danken - die Freiheit! das Recht!
Unterdeß hebt die Gläser! Ihr Wohl, die da stritten!
Die da stritten, und muthig ins Elend drum schritten!
Die das Recht uns verfochten, und Unrecht drum litten!
Hoch ewig das Recht - und die Freiheit durch's Recht!
- Die Freiheit durch's Recht!

Moltke
03-03-2006, 15:19
Ich habe da noch ein schönes Gedicht von dem lieben Rilke, geschrieben 1914:

Heil mir, daß ich Ergriffene sehe. Schon lange
war uns das Schauspiel nicht wahr,
und das erfundene Bild sprach nicht entscheidend uns an.
Geliebte, nun redet wie ein Seher die Zeit
blind, aus dem ältesten Geist.
Hört. Noch hörtet ihrs nie. Jetzt seid ihr die Bäume,
die die gewaltige Luft lauter und lauter durchrauscht;
über die ebenen Jahre stürmt sie herüber
aus der Väter Gefühl, aus höheren Taten, vom hohen
Heldengebirg, das nächstens im Neuschnee
eures freudigen Ruhms reiner, näher erglänzt.
Wie verwandelt sich nun die lebendige Landschaft: es wandert
würziger Jungwald dahin und ältere Stämme,
und das kürzliche Reis biegt sich den Ziehenden nach.
Einmal schon, da ihr gebart, empfandet ihr Trennung, Mütter, —
empfindet auch wieder das Glück, daß ihr die Gebenden seid.
Gebt wie Unendliche, gebt. Seid diesen treibenden Tagen
eine reiche Natur. Segnet die Söhne hinaus.
Und ihr Mädchen, gedenkt, daß sie euch lieben: in solchen
Herzen seid ihr gefühlt, so furchtbarer Andrang
ging, zur Milde verstellt, mit euch, Blumigen, um.
Vorsicht hielt euch zurück, nun dürft ihr unendlicher lieben,
sagenhaft Liebende sein wie die Mädchen der Vorzeit:
daß die Hoffende steht wie im hoffenden Garten,
daß die Weinende weint wie im Sternbild, das hoch
nach einer Weinenden heißt

***

Das ist eine derart kitschige, widerliche Kriegspropaganda, daß man allein dafür Rilke sofort im Orkus der übrigen Arschlöcher, Kriegshetzer und Nazis verschwinden lassen sollte und zwar für immer.