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Alt 24-12-2003, 01:32
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Der_Mosch Der_Mosch ist offline
Fieser Pappkopp

 
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Malachi war nervös. Unglaublich nervös. Das hier war sein Coup.

In voller Ausrüstung näherte er sich der Einrichtung. Ein elektrisch gesicherter Zaun, dann etwa 200 Meter vollkommen freie Fläche, die er überqueren musste, um an das Toilettenfenster zu gelangen. Dort würde er einsteigen.... dann musste er wohl improvisieren.
Aber zuerst einmal musste er dahinkommen.
Glücklicherweise gab es eine kleine Hecke um den Zaun, hinter der sich legen konnte und so eine notdürftige Tarnung erhielt.

Er gab sich Mühe, seine Atmung zu kontrollieren. Malachi setzte das Richtmikrofon auf und wartete...
"...dir sage, Joleen ist viel heisser, was dann, hä?"
Die Patrouille.
Malachi drehte vorsichtig den Kopf. Sie kamen von rechts.... das Mikrofon hatte eine effektive Reichweite von... hm... verdammt, wie viel? Fängt ja gut an.....
Malachi wartete, bis die Wachen ausser Hörweite waren. So, Zeit für den Zaun. Sobald er ihn berührte, würde der Alarm ausgelöst, dessen war er sich sicher, also müsste es anders gehen. Sein Plan war wie folgt: er hatte eine Stelle gesehen, an der der Stacheldraht oben nicht komplett dicht war und an der sich etwas tiefer ein Bruch im Draht zeigt. Dort sollte er eigentlich durchpassen, und wenn der Kontakt eh schon gebrochen war, sollte es doch möglich sein, da durch zu kommen, ohne Alarm auszulösen....
Eine kleine Schleichaktion und ein rückgratbrechendes Kriechen später hatte Malachi eine Bestätigung. Ja, es ging.
Er lief los, sprintete 200 Meter, und zückte schon mal sein Kampfmesser. Die geschwärzte Klinge glitt tief in das Holz des Fensterrahmens und schnitt des Schloss frei, was Malachi Eintritt verschaffte. Er zog sich in das Fenster und klebte es von innen wieder an. Wenn man nicht darauf achtete, würde es aussehen, als wäre nichts passiert... hoffte er.

Auf der Toilette war es stockdunkel. Malachi schaltete den Restlichtverstärker zu und wurde etwas rot, als er merkte, dass er auf dem Damen-WC gelandet war. Verdammt! Er hatte jetzt keine Zeit für falschen Scham! Malachi kniete nieder und blickte durch das Schlüsselloch. Der Gang war leer und unbeleuchtet... warum gab es hier keine Wachen? Und keine Kameras? Sehr mysteriös.
Aber es war nicht seine Aufgabe, die Sicherheit von Gebäuden zu beurteilen. Seine Aufgabe war es, eben diese zu umgehen.
Nahe an der Wand ging er durch den Gang. Überlegen, überlegen... wo würde er eine Waffe verstecken? Da wo sie niemand findet.
ein.
Da, wo sie niemand vermutet?
Nein.
Er würde sie da verstecken, wo sie jeder vermutet, aber keiner danach sucht.
"Oh ja" dachte er sich, "philosophische Gedanken, das ist genau das, was ich brauche... konzentrieren, Malachi!"
Das Gerät war sehr wertvoll. Wertvolle Dinge lagert man unter Verschluss, gesichert gegen alles, was da kommen mag...
Malachi grinste. "Nur nicht gegen mich."
Sein Ziel war klar. Seiner Erfahrung nach lagerte alles wertvolle unter Verschluss im Keller.

Die Treppe nach unten war schnell gefunden, aber sie bot ein Hindernis: Neben dem Treppenhaus gab es ein kleines Büro für den Wachmann, der dummerweise auch noch äusserst aufmerksam aussah.
Verflucht.
Malachi wollte nicht zu dieser Möglichkeit greifen, aber er sah keine andere Lösung. So nah er konnte, schlich er an die Tür heran. Dann griff er nach der Vaselinedose und warf sie kräftig von sich. Sofort schreckte der Wachmann auf und zog seine Dienstwaffe. Er rannte aus der Tür, um die Quelle des Geräusches zu finden und anscheinend auch zu bestrafen.
Der Wachmann trug eine kugelsichere Weste, aber die bedeckte den Hals nicht.
Es gab ein dumpfes, matschiges Geräusch, als der abgeschlagene Kopf auf die Fliesen auftraf. Malachi war hundeelend zumute, und er fühlte, wie sich sein Mageninhalt nach oben zwängte. NEIN, er musste den Brechreiz unterbinden.....

Als er die Treppe hinunterstieg, vermied er penibel, den Blick auf den toten Wachmann zu richten.

Malachi stand nun am Ende der Treppe. Warum machte man es ihm so schwer und baute eine Panzertür ein, die ihn von seinem Ziel trennte?
Neben der Tür befand sich ein Nummernfeld. Natürlich kannte er den Code nicht und hatte auch sonst nicht viel Ahnung von Elektronik. Wie sollte er hindurchkommen... er hatte keine Ahnung. Gehen wir logisch vor. Vier Ziffern nimmt der apparat also an.... nein, schalt sich Malachi, vier Ziffern zeigt das Display an.
Also, wir sind hier auf dem Mars...
6277
Die Tür bewegte sich nicht.
Welche Kombinationen mag es sein? Es war doch wie verhext.
Logisch bleiben. Wir haben hier etwas amerikanisches...
1759
...das zur Rüstungsindustrie gehört...
1945
...zu den ersten auf dem Mars gehörte....
2035
Ein leises Klicken liess ihn erzittern. War es das?
Als er gegen die Tür drückte, schwang sie nach innen.
Und gab den Blick frei auf den Heizungskeller.
Malachi trat sich gedanklich selber in den Hintern.

Es blieb nur noch eines übrig, und das hatte er vermeiden wollen: Er musste die Labors durchsuchen. Dabei ergaben sich kaum Probleme, es schien geradezu, als wären überhaupt keine Wachen oder Überwachungsgeräte im Einsatz. Er dachte nciht näher darüber nach.
Malachi fülte ein flaues Gefühl im Magen. Was, wenn es die Waffe hier gar nicht mehr gab? Was, wenn...
Er öffnete die nächste Tür.
Der Raum, den er nun betrat, sah fast aus wie ein Museum. In Glaskästen lagerten verschiedene Geräte, die er nicht einordnen konnte. Lange Röhren, die mit einem Pulver gefüllt waren, lagen zwischen einer grossen Anzahl neuartiger Waffen. Ein dutzend neue Wege, sich gegenseitig umzubringen....
Sein Blick schweifte durch den Raum. Nach kurzer Suche hatte er, was er wollte: Das Splittergewehr.
Voller Freude und leider auch ohne nachzudenken hob er den Glaskasten hoch, unter dem es lag, und nahm die Waffe an sich.
Das war eine schlechte Idee.
Plötzlich flammten die Lichter auf, eine Sirene ertönte und Malachi hörte, wie sich die Feuertüren schlossen. Wie konnte er nur so dumm gewesen sein! Schnell schulterte er die Waffe, dann rannte er los. Noch wusste er nicht, wohin er flüchten konnte, aber er wusste, dass er nicht hier bleiben konnte. Laute Geräusche erreichten ihn, Menschen, die liefen - aber keine Stimmen. Es mussten viele sein, dutzende, vielleicht sogar hunderte.
Da wurde ihm siedend heiss klar, warum er keine Wachen in dem Gebäude angetroffen hatte.
Er befand sich in einer Kaserne mit Forschungsstation.

Als er aus dem Gulli kletterte, mit Fäkalien beschmiert und dreckig, dachte er noch einmal darüber nach, was passiert war.
Licht.
Menschen.
Soldaten.
Sie hatten ihn nicht gesehen. Auf jeden Fall hoffte er das. Das Adrenalin wusch seine letzten Reste an Rationalität weg.
Er lief.... flüchtete. Musste einene Weg finden.
Waste Disposal.
Vaseline, ein Rohr, das kaum so dick war, dass er hindurchpasste.
Gestank, elende Angst, sein eigenes Erbrochenes.

Die Strasse runter sah er den Wagen, mit dem John Doe ihn abholen wollte. Malachi stolperte in die Richtung, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

Seine Hände umklammerten das Splittergewehr.