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Alt 08-06-2006, 06:31
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Zur Info: Was ist ein Hooligan?

Hooligans
Eine Begriffsbildung mit unterschiedlicher Herkunft

Über die Geschichte des Begriffes Hooligan gibt es keine eindeutige Zuordnung. Eine Version sieht darin einen Kunstbegriff aus dem Englischen, sinngemäß wird es mit Straßenrowdy oder Halbstarker übersetzt. Eine andere Variante: Das irische Wort hooley (Sauforgie) wurde zu Hooligan verdreht. Die dritte Möglichkeit: Es soll eine irische Familie namens Hooligan gegeben haben, die prügelnd durch die Straßen zog. Zum ersten Mal tauchte dieser Name vor hundert Jahren in einer englischen Zeitung auf. Und auch damals schon im Zusammenhang mit Alkohol und exzessiver Gewalt auf öffentlichen Plätzen.

Daran hat sich - zumindest was britische Hooligans betrifft - kaum etwas geändert. Diese jungen Leute kommen aus sozial schwachen Schichten, sie sind häufig arbeitslos, sie trinken fast immer Alkohol, ehe sie bei Fußballspielen zuschlagen

Anders die deutschen Holligans oder Hools, wie sie sich selber nennen. Die Faszination der Gewalt kennt keine gesellschaftlichen Grenzen. Deutsche Soziologen wissen, daß unter ihren Hooligans auch die Mittel- und Oberschicht zu finden ist. Ärzte, Juristen, Kaufleute, Ingenieure und fast immer Familienväter. Biedere Deutsche, die während der Woche hart arbeiten und am Wochenende am Fußballplatz die Sau raus lassen, wie Gunther Pilz von der Universität Hannover analysiert. Sie erleben beim Prügeln den Kick, den andere beim Bungeejumping oder Abenteuerurlaub suchen. Gewalt ist für diese Menschen eine Art Droge. Sie brechen aus den Zwängen des Alltags aus, sie sprengen ihr Korsett und befriedigen so ihre gewaltbetonten Gefühle. Zuschlagen, der ultimative Kick für brave Bürger. Das Landeskriminalamt Düsseldorf schätzt die Zahl der gewaltbereiten deutschen Hools auf 4000 bis 6000.Selbstverständlich, jedoch in deutlicher Minderheit, sind darunter auch Jugendliche, die für rechtsradikale Tendenzen empfänglich sind.

Für die zuständigen Polzeidienststellen ist es immer wieder überraschend, wie perfekt Hooligans organisiert sind. Die deutsche Gründlichkeit versagt auch nicht in der Vorbereitung zur Gewalt: Schon Wochen vor Beginn der Fußball-WM in Frankreich verabredeten sich die Hools über Internet, Mobilfunk und Telefax, wann sie auf welchem Platz in Frankreich sein werden. Die schwere Verletzung des französischen Polizisten Nivel in Lens wird übrigens als Betriebsunfall gesehen, als "Scheiß-Aktion, die verurteilt wird."

Das im Grunde unauffällige Äußere der Hools in T-Shirt, Jeans und Turnschuhen gleicht einer Uniform im Tarnlook und gehört zu ihrem Konzept. Sie wollen aus dem anonymen Nichts auftauchen, wahllos oder zielgerichtet (ohne Waffe) prügeln und dann, nach dem Kick, im Nichts wieder verschwinden. Heimkehren zur Familie. Kraft getankt und Lust befriedigt.

Diese anonymen Hools wollen aber noch etwas: Der Haß von möglichst vielen Seiten ist ihnen wichtig, schrieb die Süddeutsche Zeitung, es kommt ihnen darauf an, von möglichst wenigen Seiten akzeptiert zu werden. In dieser Rolle wird nichts von einem erwartet - außer Ärger.

Also exakt das Gegenteil, das von den rund 30jährigen, in ihren Berufen durchaus erfolgreichen Akademikern in ihrem Alltag erwartet wird.

Der amerikanische Ethnologe Bill Buford, heute 38, hat acht Jahre lang ein bemerkenswertes Doppelleben geführt. Während er unter der Woche eine Londoner Zeitschrift für Literatur herausgab, begleitete er an den Wochenenden die Fans von Manchester United auf ihren Kriegszügen durch Europa. Der Cambridge-Absolvent, ein Schöngeist durch und durch, kroch mit den Hooligans in Pub-Höhlen und betrank sich mit ihnen bis zur Besinnungslosigkeit. Immer dabei sein Notizblock. Penibel zeichnete er (nüchtern) seine Erfahrungen auf, alptraumartige Szenen voll scheußlicher Einzelheiten. Sein Buch Geil auf Gewalt. Unter Hooligans ist 1992 im Hanser-Verlag erschienen. Es ist von einer eisigen, amoralischen Präzision, die an die Kriegstagebücher Ernst Jüngers erinnert, schrieb der Spiegel.

Buford wollte hautnah erleben und spüren, was passiert, wenn es losgeht. Er wollte an die Gewalt so nahe wie möglich heran, er wollte wissen, wie sie funktioniert. Minutiös rekonstruiert er ihre Eskalation und hält fest, wie er plötzlich selbst ein Teil der brodelnden Masse wird: Ich genieße es, mich erregt es. Die Menge hungert nach dem Ereignis, und der Hunger wird gestillt werden müssen. Buford, der Schöngeist, hat seine Gier gestillt: Eine Handvoll Carabinieri prügelte so lange auf ihn ein, bis er nur noch ein wimmerndes Häufchen Elend war.

Quelle: http://www.hooligans.de/info_ueber/U...ooligans_.html

Greetz Joker
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