Einzelnen Beitrag anzeigen
  #13  
Alt 17-02-2007, 19:43
Benutzerbild von Junker
Junker Junker ist offline
StarCraft 2 Beta Tester

 
Registriert seit: Jul 2001
Beiträge: 8.731
Junker ist...
Die Daten beruhen auf einen deutschen Radarsatteliten, den die NASA mit einem Shuttle nach oben gebracht hatte. Daher sind Wälder und Städte mit hoher Bebauung in dieser Karte deutlich höher als das eigentliche Gelände. Das muss man etwas mit beachten beim Betrachten.

Nachweislich senkt sich die norddeutsche Ebene seit 2000 Jahren (für davor gibt es keine zuverlässigen Daten) alle hundert Jahre um etwa 10 cm. Daher mussten die Bewohner der Küste schon früh bauliche Maßnahmen ergreifen, damit ihre landwirtschaftlichen Flächen nicht dauerhaft überflutet werden. Dem Meer abgerungene Flächen sind zudem sehr fruchtbar. So entwickelte sich mit der Zeit ein Deichsystem, was dem eigenen Schutz diente und der Landgewinnung.
Anfangs reichten noch Deiche aus, die etwa einen Meter hoch waren. Heute müssen Deiche herhalten, die deutlich über 9 Meter hoch sind. Und die Deichlinie hat sich an einigen Stellen kaum verschoben.
Auch ist nachweislich seit 2000 Jahren sicher, dass es einen fortwährenden Meeresspiegelanstieg gibt. In hundert Jahren etwa 4 bis 5 cm. Dies muss man also zu der Plattenabsenkung von 10 cm in 100 Jahren dazuaddieren.

In der "warmen Phase des Mittelalters" stieg binnen weniger Jahrzehnte der Meeresspiegel zusätzlich um etwa 40 cm an. Das war die Zeit, wo Grönland grüne saftige Wiesen an den Küsten aufweisen konnte, die Ostsee selbst in den Wintermonaten selten ernsthaft vereist war und für die frühen Schiffe kaum eine Behinderung darstellte. In dieser Zeit hatte die Hanse ihre Blütezeit. Heute benötigt man in den Wintermonaten in der nordöstlichen Ostsee sehr stark angetriebene Eisbrecher um überhaupt die Küstenstädte für den normalen Handel mit deutlich besser belastbaren Schiffen als den Koggen damals zu ermöglichen. Als diese warme Phase vorrüber ging, fror es wieder verstärkt, was mitunter zum Untergang der Hanse beitrug.

Jetzt durch die langsam ansteigenden Temperaturen dehnt sich das Wasser der Meere verstärkt aus, was zusätzlich zum Anstieg beisteuert. Das heutige Abschmelzen der Gletscher und Eiskappen ist vergleichbar wie um 1400 und trägt ebenfalls zum Anstieg bei.

Zu diesen ganzen Werten kommt die physikalische Tatsache, dass eine tiefere Nordsee und allgemein tiefere Küstengewässer mehr Wasser transportieren können und daher der Tidenhub sich damit ebenfalls immer weiter erhöht. Sturmfluten wüten stärker, höher und gewaltiger.

So lassen sich die notwendigen Deichhöhen von 9 Metern erklären wo vor 1500 Jahren noch Deiche ausreichten, über die man hinwegsehen konnte.
__________________

Verdammt, wurde aber auch Zeit.

Geändert von Junker (17-02-2007 um 19:53 Uhr).
Mit Zitat antworten