Mosch: Das ist eine andere Kategorie, aber sie ist mit Klasse 3 kongruent. Denn wer blind ist, dem kann nicht überrascht werden.
Ich würde das als das Phänomen der inneren Vergreisung bezeichnen, ist nicht unhäufig.
Das hat aber nichts damit zu tun, daß es eine gewisse, untere Kategorie des Kinos gibt, die speziell für den Geschmack des unterbelichteteten, juvenilen Plebs gedacht ist, nennen wir sie mal die Batman-Kategorie.und es hat nichts damit zu tun, daß man aufgrund weiser Voraussicht oder Filmkritiken (wie deiner Kurzkritik etwa), sich den ärgsten Schrott erparen kann!
Man muß nicht in jede Scheiße persönlich reintreten, um zu testen, daß es tatsächlich Scheiße ist! Diese Vorauswahl dient eben dazu, das man sich mit den Dingen befassen kann, die wirklich etwas bringen und seine Zeit nicht mit Schrott verplempert, worunter ja auch noch die Laune leidet. Dann hat man immer noch genug Fehlschüsse, z.B. durch falsche Kritiken.
Veggeto: Kategorien sind ziemlich aristotelisch. Er hat da mal eine sehr amüsante Einteilung der Seele in verschiedene Klassen vorgenommen, die sehr treffend ist. Er konstruiert sie in Analogie zu Pflanzen, Tieren und Menschen. Die unterste Kategorie ist die Pflanzen-Seele, sie verharrt nur in sich selbst, dann gibt es die animalische, die fühlt. Die oberste ist die Vernunft-Seele.
Nun ist es aber nicht so, daß alle Menschen diese Möglichkieten nutzen. Sondern viele verharren auf der Ebene der Pflanze, oder des Tieres, wie viele Frauen, die sich nur mit Putz und Schmuck befassen. Entsprechend ergeben sich Kategorien unter den Menschen.
Es ist ist nicht dumm, wenn man sich klarmacht, daß sich Denken und Glauben, sowie Denken und fühlen zur selben Zeit ausschließen. Dadurch wird einem der Charakter des Denkens klar, es ist ein reines Werkzeug. Es ist völlig von Kultur, Herkunft, Bindung abgetrennt, denn es kann alles gedacht werden.
Aristoteles wirkt heute vielfach reaktionär, er liegt quer zum heutigen Diskurs. Aber gerade durch diesen zivilisatorischen Abstand läßt er uns unsere Werte klarer sehen und auf den Prüfstand stellen. Denken heißt nicht, Werte ungeprüft übernehmen, es heißt, sie auf den Prüfstand zu stellen und selbst neu zu bewerten. Das wiederum heißt, daß jeder Denker sich vom allgemeinen Konsens unfehlbar entfernen muß. Sein Preis ist der Abstand zu den anderen, geistig und vielleicht auch physisch; sein Lohn ist die Klarheit, die er gewinnt.
Ein sehr seltenes und hohes Gut.
Geändert von Churchill (14-05-2004 um 20:45 Uhr).
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