Eine italienische Sommernacht, die Luft war warm und trocken, nicht der geringste Windhauch wehte; es war eine dieser Nächte, in denen die Italiener mit ihren besten Freunden im Freien sitzen und sich gemeinsam dem Genuss des Weines hinzugeben pflegen. Don Vito Malborgia ist einer jener Italiener, die diese Tradition hoch schätzen und so saß er mit seinem besten Freund Ettore De Medici auf einer Terasse des Palazzo Malborgia. Die beiden saßen dort schon seit den frühen Abendstunden und prosteten sich noch immer eifrig zu. Doch Ettore kannte seinen Freund und Trinkkumpanen gut genug, um zu erkennen, dass diesen etwas bedrückte.
"Vito... cos'ai? Was fehlt dir? Du siehst aus als wäre dir deine Frau über den Weg gelaufen..." Ettore brach in schallendes Gelächter über seinen Scherz aus. "... come se avrebbi visto tua moglie... che barzeletta, devo tenermela a mente..." Noch immer schenkte ihm Don Vito keine rechte Aufmerksamkeit. "Vito... du bist ja richtig besorgt... sag mir, was dich bedrückt. Sag es ruhig, ich bin doch dein bester Freund... dein Ettore."
"Aaaaah Ettore... du hast recht, ich brauche deinen Rat in einer sehr delikaten Angelegenheit... es betrifft die Familie..." Vito hielt inne, es fiel ihm sichtlich schwer zu reden.
"Vito, spuck's aus! Abbi un pó di fiducia in me... hab Vertrauen... ci conosciamo da bambini. Du kannst mir alles anvertrauen." Dabei klopfte Ettore Vito kameradschaftlich auf die Schulter, den Weinbecher hatte er inzwischen abgesetzt.
"Also gut. Es ist folgendes, das mich bedrückt. Seit ein paar Wochen ist dieser Söldner in meinen Diensten. Ich weiß nicht viel über ihn, ich weiß lediglich, dass er irgendwo aus dem Osten ist..."
"Aaah, diese Söldner aus dem Osten... li manca il cuore, non hanno nessuna passione... keine Leidenschaft... immer nur ernst."
"Ach Ettore, wenn du nur wüsstest... mein Problem geht genau in diese Richtung. Dieser Söldner war mir seit jeher suspekt, immer streunte er in meinem Palast herum, ohne eine bestimmte Aufgabe zu haben."
"Na dann entlass ihn einfach, den faulen Hund. Dov'é il problema?"
"Das Problem, amico mio, ist wie folgt. Neulich kam Cesare, mein treuester Diener zu mir und berichtete mir, in meiner Dienerschaft ginge das Gerücht um, dieser Ostling würde meiner über alles geliebten Tochter schöne Augen machen."
"Ma che cazzo...? In was für einer Welt leben wir bloß!"
"Calmati, vecchietto. es ist nur ein Gerücht und ich würde dem Mann nur ungern Unrecht tun, aufgrund eines falschen Gerüchts. Das wäre nicht gut für mein Ansehen und damit nicht gut für's Geschäft. Aber andererseits ist das Risiko auch groß, dass die Familienehre ungestraft beschmutzt wird. Ich weiß nicht, wie ich handeln soll."
"Ma, Vito, che cazzo stai dicendo?! Du weißt doch genau, wie du handeln musst. Die Familie geht vor... was ist schon das Geschäft?! Gli affari si fanno per vivere, ma si vive per la famiglia. Es gibt nur 3 Dinge die einem Mann wichtig sein sollten: Dio, l'onore e la famiglia. Denk immer daran, Vito!"
"Hai ragione... come sempre. Gleich morgen früh werde ich diese neuen Söldner, diese Südländer, losschicken und ihn zurückbringen lassen. Dann werde ich ihn zur Rede stellen und dann lass ich seinen wertlosen Kadaver auf den Zinnen meines Palastes zur Schau aufspießen. Ach Ettore, du warst mir schon immer der beste Freund. Stets hast du mir gute Ratschläge erteilt. Ti grazio, vecchietto."
"Ma dai, Vito, wozu sind Freunde da?! Komm, schenk mir noch etwas von deinem Wein ein und wir sind pari."
"Ich schicke dir eine ganze Wagenladung von diesem Jahrgang, amico mio!" Vito küsste seinen alten Freund auf die Stirn und dann tranken sie weiter und sangen udn lachten noch bis tief in den Morgen.
Am nächsten Abend schließlich kehrten seine Söldner zurück und mit sich brachten sie Inu-Yasha. Sie brachten ihn in den Audienzsaal seiner Exzellenz, Don Malborgia, wo sie ihn grob auf den Boden warfen. Malborgia bedachte ihn mit einem finsteren Blick.
"So dankst du es mir, du Schwein. Ich habe dich in meine Dienste genommen, dir Unterkunft geboten und was machst du... machst dich an meine über alles geliebte Tochter heran. Meine liebe kleine Catarina! Mein kleiner Engel, mein tesorino. Ich sollte dir dafür deine Eier abschneiden und sie den Ratten zum Fraß vorwerfen lassen... was ich wahrscheinlich auch tun werde." Don Vito wandte sich dem Hauptmann seiner südländischen Söldner zu. "Macht man es nicht in eurem Land so ähnlich, Kasim?"
"Jawohl, Eure Exzellenz."
"Ein wunderbares Land. Irgendwann werde ich es bereisen."
"Ihr ehrt mich und mein Land, ehrenwerter Don."
"Ja das tue ich. Ehre, wem Ehre gebührt."
Dann ging der Don zu dem, auf dem Boden knieenden Inu-Yasha. Vito beugte sich zu ihm hinunter und flüsterte fast, als er ihm folgendes mitteilte:
"Hör mir zu, ich muss dir gestehen, ich weiß nicht mit Sicherheit, ob das mit dir und meiner Tochter der Wahrheit entspricht; um ehrlich zu sein, ich könnte dich sogar verstehen, meine Catarina ist eines der schönsten Geschöpfe auf Gottes wunderbarer italienischer Erde, doch weder das eine noch das andere ist von Bedeutung. Hier geht es um die Familienehre und ich kann nun mal unter keinen Umständen zulassen, dass du meine Familie und allen voran meine Tochter entehrst. Ich hoffe du verstehst das... nichts Persönliches und es tut mir schrecklich leid, dass ich so ohne weiteres unseren Vertrag brechen muss. Wenn du willst, dann werde ich deiner Familie eine angemessene Entschädigung für den Vertragsbruch zukommen lassen. Das alles ist mir zutiefst zuwider, musst du verstehen, aber die Familie geht nun mal vor. Du würdest an meiner Stelle bestimmt genauso handeln..."
Don Malborgia wandte sich um und während er zu seinem Thron zurückschritt, machte er einen wegwerfende Bewegung und sagte zu den Söldnern:
"Verfahrt mit ihm wie besprochen."
Nur mit einer kurzen Verbeugung und ohne ein weiteres Wort schleiften die Söldner Inu-Yasha aus dem Audienzsaal ins Verlies des Palazzo Malborgia. Inu-Yasha sollte nie mehr gesehen werden, niemand weiß heute, was genau ihm widerfahren ist, doch man erzählt sich, in warmen Sommernächten kann man noch heute das gequälte Geschrei Inu-Yashas in den alten vermoderten Verliesen des Palazzo Malborgias hören.
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ΑΓΕΩΜΕΤΡΗΤΟΣ ΜΗΔΕΙΣ ΕΙΟΙΤΩ.
BERGE BRAUCHEN KEINE MENSCHEN!
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