Huhuuuuu, willkommen in der modernen politischen Diskussionskultur: Verallgemeinerungen, Vorurteile, Klischees, Pseudo-Totschlagargumente und nicht zu vergessen möglichst dem Gegner das Wort im Mund umdrehen und die allseits beleibten Nazi-Vergleiche dürfen natürlich auch nicht fehlen. Ich schätze mal, ihr habt alle den Profilierungsguide zum Thema Führen einer Diskussion gelesen (Insider).
Die Juden sind die neuen Nazis und die Palästinenser die Opfer!
Nein, die Palästinenser sind die Schlächter, die die SS-Tradition fortsetzen udn die Juden das arme geknechtete Volk.
Oh mein Gott, Leute ihr solltet euch mal durchlesen was ihr da zusammenpostet! Schrecklich!
@Surli: Aha, die Juden sind reich weil ihre Religion ihnen körperliche Arbeit verbietet... sagt mal, geht's auch ohne uralte antisemitische Klischees?! Das Judentum verbietet keinesfalls körperliche Arbeit (habt ihr je in der Bibel geschmökert?!). Es war im Mittelalter so, dass Juden in den europäischen Städten nicht in die Zunften aufgenommen wurden und daher nur Berufe ausüben konnten, die von Christen vernachlässigt wurden. Wie eben z.B. Geldgeschäfte. So kam es dass einige der ersten Banken Europas jüdischen Familien gehörten. Das ist ein Fakt aber auch nix besonderes. Daraus hat man später dann natürlich das Bild des reichen, hab- und raffgierigen Juden der alles und jeden mit Geld korrumpiert, gestrickt. Was aber trotzdem idiotisch ist.
Es gibt genauso jüdische Handwerker, Ladenverkäufer, Imbissbudenbetreiber, Straßenfeger wie christliche oder muslimische.
Und es ist ebenfalls ein dummes Klischee, dass "Die Juden" die US-Regierung korrumpieren und kaufen. Zwar stimmt es dass die USA seit jeher horrende Schulden bei Banken haben, deren Gründer Juden waren (z.B. die allseits bekannte Familie Rothschild), aber dasist ja wohl kaum ein Indiz dafür dass "Die Juden" die Präsidentschaftswahl beeinflussen. alles Verschwörungstheorien-Humbug.
Oh ja, und die armen Juden haben ja das Recht die bösen bösen Palästinenser zu unterdrücken und von ihrem Land zu verteidigen, weil ja die Großväter der heutigen Israelis von den Nazis umgebracht wurden. Das Argumetn hinkt genauso.
Ja, die Juden haben in den vergangenen Jahrhunderten viele Verfolgungen erlebt. Ja, sie sollen meinetwegen einen eigenen Staat haben (wobei ich so religiöse Gottesstaaten an sich eher bescheuert finde). Aber das gibt ihnen noch lange nicht das Recht, den Palästinensern systematisch das Land wegzunehmen. Denn genau dies wird durchgeführt. Man baut Siedlungen vollgepfropft mit fundamentalistischen, bewaffneten Radikalen auf palästinensischem Gebiet, walzt unter irgendeinem Vorwand die umliegenden palästinensischen Dörfer mit Bulldozern nieder und erklärt dann dass das Gebiet praktisch israelisch sei, weil es ja vorwiegend israelische Siedlungen gebe.
Solche Vorgehensweisen erinnern mich an das Vorgehen Italiens nach dem 1. Weltkrieg. Da zeigte man den Siegermächten eine Karte Südtirols auf der alle Namen ins Italienische übersetzt worden waren und erklärte dann, wie offensichtlich es sei, dass Südtirol vorwiegend italienisch sei, wie die Namen beweisen. Und bevor sich jemand aufregt: Ja ich vergleiche den Palästina-Konflikt mit Südtirol, denn es gibt einige Parallelen, wenn auch die Geschichte des Südtirol-Streits nie so extreme Auswüchse hervorbrachte.
@Churchill: Deine Argumentation hat einen argen Schnitzer: Du gestehst zwar den Juden zu, sich durch Waffengewalt einen Staat zu sichern, gleichzeitig erklärst du aber die Palästinenser zu blutrünstigen Terroristen, wenn sie dasselbe tun wollen. Entweder gleiches Recht für alle oder wir vergessen das Ganze.
Zur Diskussion an sich: Ich bin nach wie vor der Meinung dass es längst nicht mehr so etwas wie ein "jüdisches Volk" gibt. Sowas gab es höchstens in der Antike und auch da war der Begriff net wirklich zutreffend. Damals gab es lauter Völker/Volksstämme die halt diesselbe Religion hatten, der Überbegriff "Juden" ging von den Römern aus, nicht von den Juden selbst. Jeder halbwegs rationale und gemäßigte Jude sieht sich nicht mehr als Zugehöriger des jüdischen Volkes. Z.B. sieht sich kaum einer als deutscher Jude sondern eher als jüdischer Deutscher. Judentum ist schlicht und einfach eine Religion, nicht mehr und nicht weniger. Wenn man von "Den Juden" spricht, ist das dasselbe als spräche man von "Den Christen" oder "Den Moslems" (letzteres ist derzeit leider eh recht geläufig

).
Trotzdem bin ich wie gesagt aufgrund der jahrhudnertelangen Verfolgungen bereit, den Juden meinetwegen ihren Staat zugestehen. Allerdings ist dieses kollektive Wegschauen und Klappehalten beim Verletzen von UN-Auflagen durch Israel absolut falsch. Und in so einem Fall kann mir die Begründung "Ja, die wurden halt auch immer unterdrückt" gestohlen bleiben.
Das ist so, als würde man die Taten eines Kinderschänders dadurch rechtfertigen, dass man sagt "Ja, er wurde als Kind halt auch mal missbraucht" (Es gibt viele Fälle in denen Kinderschänder als Kind sexuell missbraucht wurden... nur so als Erklärung bevor wieder Vorwürfe kommen und man versucht, mir das Wort im Mund umzudrehen

).
Ach ja, und bitte hört auf, ständig Israelis mit Juden gleichzusetzen. Das ist absolut unzutreffend. Es gibt nämlich sehr viele Juden, die Israels Politik auf's Schärfste verurteilen.