Ich werf mal einfach auch noch wat in die Runde: Die Hintergrundgeschichte meines Gastrollencharakters (Ich hab mich für ein Rollenspiel als Charakter verpflichtet, und ich musste auch meine eigene Story schreiben und so). Hab nicht lange dran geschrieben, und gegen Ende hab ich auch keinen Bock mehr gehabt, aber egal. Lest selber. (Fuck, muss ich schon wieder aufteilen....)
Wo beginnt meine Geschichte? Beginnt sie bei meiner Geburt? In meinen Jahren als Kind?
Ich denke, sie beginnt an meinem 16 Geburtstag.
Ich und meine Eltern wohnten in einer kleinen Hütte am Waldesrand, in der mein Vater eine kleine Schmiede hatte; er stellte Grobschmiedearbeiten her und wir verkauften sie auf dem Markt in Derwangen. Wir hatten nicht viel, aber genug, um zu überleben.
An meinem 16. Geburtstag wurde ich nach Derwangen geschickt, um Lebensmittel einzukaufen; heute war kein Markttag, also musste ich bei der alten Hulda einkaufen. Ich mochte Hulda, sie war immer sehr nett zu mir. Als ich mit meinen Sachen nach Hause kam, stand die Tür weit offen und ich konnte ein seltsames Geräusch hören, so wie ein wiederholtes Auftreten. Ich wusste nicht, was los war - doch das wurde mir schlagartig klar, als ich in unsere Hütte trat.
Ich sah den toten Körper meiner Mutter, verunstaltet mit mehreren Schnittwunden im Becken und an der Brust, in ihrem eigenen Blut liegen. Ich war wie versteinert, konnte mich nicht bewegen. Ich sagte nichts, bewegte mich nicht, sah nur auf das Unglaubliche. Als ich mich wieder bewegen konnte und mich vor Schock abwand, erblickte ich die Leiche meines Vaters, auf ähnliche Weise verwundet. Mir war klar, dass ich den beiden nicht mehr helfen konnte; hier versagte auch die beste Medizin. Und dennoch ging dieses Geräusch weiter...
Ich dachte nicht viel nach. Sofort ging ich in die Schmiede meines Vaters un nahm seinen Schmiedehammer in meine Hand. Er war schwer, aber lag gut in der Hand und war ausbalanciert, um das Heben zu erleichtern und dem Schmied einen harten Schlag zu geben, damit sich das Metall formte.
Doch ich wollte kein Metall formen.
Ich ging in unseren kleinen Wohnraum, in dem noch ein behagliches Feuer im Kamin brannte, und sah diesen Mann. Er trug einen Umhang und drehte mir den Rücken zu - er durchsuchte gerade unsere Schränke. Ich konnte dennoch eine Scheide mit Schwert an seiner Seite sehen; seine hastigen Bewegungen liessen es hin- und herschwingen. Ich stand nur in der Tür - wenn er hinaus wollte, musste er an mir vorbei. Nach schier endloser Zeit gab er seine Suche auf, drehte sich um und sah mich in der Tür stehen - den Schmiedehammer in der Hand, am ganzen Leib zitternd und in meinen Augen ein Feuer, das heisser brannte als alle Feuer der Hölle - es war das Feuer des gerechten Zornes.
"War dies dein Werk?" fragte ich mit erzwungener Ruhe. Ich wollte ihn nicht einschüchtern. Ich wollte Sicherheit; mein Gewissen sollte mir meine bevorstehende Tat vergeben. Er fing an, zu grinsen.
"So ist es, Junge. Renn. Lauf weg, oder dich wird das gleiche Schicksal ereilen."
Er sprach ruhig, und doch mit einer Härte in der Stimme, die ich noch nie gehört hatte. Es war eine Stimme, die nicht nur befahl - es war eine Stimme voller Brutalität.
"Du hast meine Eltern umgebracht. Ich werde nicht laufen. Doch ich gestehe dir dieses Recht zu." Auch meine Stimme blieb ruhig, doch kein Wort dieses Satzes war ernst gemeint.
"Wollen wir mal sehen, wer rennen wird?" fragte er, und ich sah ihn nur an. Keiner von uns beiden regte sich. Ich fragte: "Warum hast du sie getötet?"
"Sie standen mir im Weg. Ich brauche ein wenig Geld zum Leben, und sie haben es mir verwehrt, indem sie mich entdeckten. Das kann ich nicht zulassen."
"Dein Schicksal ist besiegelt. Bereite dich darauf vor, deinen Schöpfer zu treffen!" Ich war voller Hass, und dieser Hass trieb meine Seele an.
Er lachte.
"DU willst mich töten? Ich habe schon Leute umgebracht, als du noch nicht ein mal die Bedeutung dieses Wortes kanntest!"
Ich antwortete nicht. Er hatte sein Schwert noch nicht gezogen, und ich hatte den Hammer schon in der Hand. Ich stürmte einfach nur die vier Schritte vor und schwang das schwere Werkzeug. Der Fremde versuchte, sich zu schützen, indem er den Arm emporriss und in den Weg meines Schlages hielt.
Der Hammer und sein Arm trafen aufeinander.
Ich hörte ein scharfes Geräusch, ein Splittern und spürte einen Ruck in meinem Handgelenk. Gleichzeitig schrie der Dieb schmerzerfüllt auf und fiel auf die Knie. Dort, wo sich vor kurzem noch ein intakter Arm befand, trug der Mann nun einen Fleischstumpf, aus dem einige gesplitterte Knochen ragten; etwa am Ellbogen baumelte der Rest des Armes an einigen Hautfetzen. Blut klebte an meinem Hammer, in meinem Gesicht und auf dem Boden. Der Einbrecher sah ungläubig auf den Rest seines Arms.
Ich schwitzte und zitterte am ganzen Körper, doch ich bereute nichts. Ich wurde vom puren Wunsch nach Rache getrieben, Gedanken und Handlungen hatte ich nicht mehr unter meiner Kontrolle. Der Dieb griff mit dem anderen Arm nach seinem Schwert, doch als er versuchte, es zu ziehen, kam der Hammer ein weiteres mal nach unten. Ich war nicht wirklich kräftig, aber der Hass trieb mich.
Ein weiterer markerschütternder Schrei, und eine weitere Fontäne puren Blutes.
Der Mann kniete und sah mich an. Keine Überheblichkeit war mehr in seinen Augen, nur noch die ultimative Furcht vor der letzten Realität. Er schien gar keine Schmerzen zu haben, war nur fassungslos.
Ich brachte den Hammer ein weiteres mal in einem weiten Schwung herum.
Ich zielte auf seinen Kopf.
Und ich verfehlte ihn nicht.
Blut spritzte, traf mich im Gesicht und an der Brust. Der Dieb kippte nach vorne über; sein Körper erzeugte ein dumpfes Geräusch, als er auf den Boden auftraf.
Ich sah ihn an. Während ich ihn ansah, lief mir sein Blut über den Mund. Ich öffnete meinen Mund und lies sein Blut auf meine Zunge rinnen, durch meine Kehle fliessen. Ich trank sein Blut und dachte noch nicht einmal wirklich daran. Ich leckte meine Lippen, und mir wurde klar, dass ich Fremdblut trank. Es war unmoralisch und unethisch, aber es beruhigte mich. Ein weiteres Mal analysierte ich die Situation.
Ich stand vor ihm, den Hammer in der Hand, zitternd, schwitzend und voll Angst. Was ich getan hatte, war unrecht, aber dennoch gerecht. Ich erschuf mir an diesem Tag zum ersten mal meine eigene Gerechtigkeit, und ich habe herausgefunden, dass es für mich gut funktionierte.
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