Sicher ist es unfair, daß beim Tod von Stars oder Promis ein riesiger Bohau gemacht wird, während Otto N. tagtäglich recht emotionslos in der BILD und der Tagesschau Meldungen wie '120 Tote bei Flugzeugabsturz, 4 Deutsche darunter' oder '18 Tschetschenen bei Explosion einer Tretmine umgekommen' registrieren und nebenbei ohne Schwierigkeiten ihr Abendessen runterkriegen.
Allerdings kann man zur Verteidigung sagen, daß wir seit Anbruch des sogenannten Informationszeitalters wirklich täglich mit Meldungen von Katastrophen, Kriegen und Toten geradezu überschwemmt werden. Wenn mein Onkel stirbt, bin ich zutiefst erschüttert, aber wenn der Onkel eines Koreaners bei einem Schiffsunglück stirbt, habe ich überhaupt keinen Bezug dazu - ich weiß meist noch nicht mal, ob er irgendjemandes Onkel, Vater oder sonst was war.
Wenn allerdings ein 'Star' stirbt, eine prominente (= durch die modernen Medien allseits beobachtete und bekannte) Person, womöglich noch eine, die ich gern hörte / ansah, vielleicht jemand wie Julia Roberts oder Brad Pitt, habe ich schon sehr wohl eine Art persönlicher Beziehung zu dieser Person und darf sehr wohl auch tiefe Trauer über den Verlust empfinden. Diese 'Promis' schenken manchen von uns sehr viel - Musik, die wir mögen, Filme, bei denen wir ins Träumen geraten, auch Ideen und Ideale, die prominente Politiker vertreten und wundervolle Romane und Gedichte von denen aus der schreibenden Zunft. Wenn solche Menschen in schlecht gewarteten Flugzeugen umkommen und dadurch das allgemeine Interesse auf Flugsicherheit und dadurch auf Verbesserung lenken (was der Onkel aus Timbuktu leider nicht durch seinen Tod erreichen kann), ist der hype um ihren Tod und dessen Umstände für mich gerechtfertigt.
Au weia, reichlich Worte...
