Raskolnikow, ich bin versucht, zu sprechen wie Lord Vader:
Die Macht ist mit dir, junger Jedi! Du hast viel gelernt! Sehr beeindruckend!
Es ist sehr selten, jemanden beim erkennen zu beobachten.
Jedoch muß Glaube hier definiert werden, als ungeprüftes Anhängen an eine gewisse Überzeugung. Über diese Überzeugung wird dann nicht mehr geurteilt.
(Wohl aber kann mit dieser Überzeugung als Kriterium über anderes geurteilt werden.)
Mit ungeprüft meine ich, daß sie jetzt, aktuell, nicht mehr geprüft wird. Sie mag wohl vorher geprüft worden sein, ist aber jetzt ein Dogma geworden.
Während jemand glaubt, das heißt in dem aktuellen Moment des Glaubens, kann ein urteilen nicht stattfinden. Denn urteilen heißt betrachten, erkennen, bewerten, abwägen und entscheiden. Glauben aber heißt, dem Absoluten anzuhängen. Beides zu gleicher Zeit ist unmöglich.
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Jeder der aus eigener Machtvollkommenheit handeln und urteilen will, darf nicht scheuen, selber beurteilt zu werden, sonst kann er nicht selbst urteilen und handeln. Er verbringt dann sein Leben als menschlicher Schleim, der wabbernd in jede Form leicht sich pressen läßt.
Ich aber scheue das Urteil der anderen nicht; tausendmal haben sie den Stab über mich schon gebrochen und werden es weiterhin tun.
Da ich zu eigenen Urteilen gelange, weichen diese in der Regel von ihren Meinungen ab. Und alles, was davon abweicht, ist für sie verwerflich, ja, es ängstigt sie sogar, weil sie es nicht verstehen können. Sie können kein anderes Urteil verstehen, weil sie deren Zustandekommen nicht verstehen, da sie es selber nie versucht haben. Das Unbekannte, Unverständliche aber fürchtet der Mensch am meisten.
Denker und der Nichtdenker sind stärker voneinander geschieden, als sie es durch alle anderen Dinge sind. Es sind eigentlich Lebewesen ganz unterschiedlicher Art; ein Gott der eine und der andere ein Tier.
Wie könnte auch jemals der Schleim den Gott verstehen? Andererseits, wie könnte der Gott jemals den Schleim um Genehmigung für seine Existenz fragen? Fragte er, so wäre er kein Gott.
Wohl aber muß ich, da mein Körper ja physisch ist, mich vor den Schlägen der Leute, die mir schaden können, in acht nehmen. Das ist ein Gebot der Klugheit.
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