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Alt 14-11-2002, 10:58
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Moltke Moltke ist offline
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Israel und Palästina standen schon kurz vor einem Freidensvertragsabschluß durch die Vermittlung von Präsident Clinton. Hauptsächlich geht es nur noch um den Status von Jerusalem, das beide als ihre Hauptstadt ansehen und die heiligen Stätten daselbst.

Dieser Streit ist jahrhundertealt; die Errichtung des Felsendomes auf den Fundamenten des zerstörten jüdischen Tempels ist als imperiale Geste der Mohammedaner aufzufassen. Sie haben auf dem höchsten Heiligtum der Juden eine Moschee erbaut, um die Juden zu verhindern, den Tempel wieder aufzurichten und seine Zerstörung zu verewigen. Gleichzeitig wollten sie damit sagen, daß ihre Religion die Krönung und einzig richtige Fortsetzung der mosaischen Religion ist, also den Tempel der Juden nicht nur physisch, sondern auch geistlich ERSETZT.

So muß die Existenz des Felsendomes für jeden gläubigen Juden eigentlich eine ständige Beleidigung sein; denn die orthodoxen Juden glauben, daß der Messias, wenn er wiederkehrt, den Tempel neu errichten und alle Diasporajuden in Israel versammeln werde. Wie aber kann er das, wenn das Bauwerk einer fremden Religion an seinem Platz steht? Solange also der Felsendom steht, kann der Messias nicht kommen!
Die Ankunft des Messias aber ist das heilsgeschichtliche Ziel des Judentums.

Das Problem mit Jerusalem ist also, daß diese Stadt ZU HEILIG ist. Die Religionen haben sie mit zu großem Fanatismus des Glaubens aufgeladen, so daß ein ständiger Besitz der Stadt durch eine von ihnen auf Dauer eigentlich undenkbar ist.
Politisch wäre es deshalb das klügste, Jerusalem mit allen seinen heiligen Stätten dem Erdboden gleichzumachen; denn dann wäre kein Anlaß mehr, um sie zu kämpfen. Menschenleben sind heiliger als jede heilige Stätte.
Aber diese Maßnahme könnte nur ein kühner, sehr weiser und entschlossener Mann mit dikatorischer Befugnis ausführen; Sharon wäre geeignet. Außerdem würde er nachher, wie Cäsar, von den Anhängern dreier Religionen gleichzeitig ermordet. Aber er hätte der Menscheit einen großen Dienst erwiesen.

Doch zurück zum Ausgangsthema. Beide Seiten versuchen also nun, durch Erhöhung des politischen Drucks, den Gegner zur Annahme der je eigenen Bedingungen, d.h. der Abgabe von Jerusalem zu zwingen. Unter diesem Aspekt ist die Intifada, sind die Attentate, die jüdischen Siedlungen, die Repressionen gegen die Palästinenser, die gelegentlichen Offensiven und Zerstörungen von Häusern der Familien der Attentäter jetzt zu sehen.

Man wird beiderseitig den Druck erhöhen, bis eine Seite nachgibt. Ganz einfach.

Und solange diese Kampfzeit andauert sind natürlich die Palästinenser Antisemiten und die Juden Antipalästinenser. Auch nach einem Friedensvertrag muß eine völlige Apartheid dieser beiden Völker noch für mindestens 50 Jahre eingehalten werden, zu groß ist der Haß und die Leidenschaft und zuviel Blut ist geflossen, als das ein Zusammenleben in irgendeiner Form noch möglich wäre. Erst die dritte Generation kann dies vielleicht wieder versuchen.
Und zu so einer Trennung ist die Mauer, die jetzt errichtet wird, der Königsweg.

Geändert von Moltke (14-11-2002 um 11:03 Uhr).
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