Geiselnahme in Moskau
Eine Gruppe von 20 bis 30 Bewaffneten hat in einem Moskauer Musical-Theater bis zu 1000 Geiseln genommen. Eine Elitetruppe der Polizei bezog Stellung rund um den Konzertsaal. Berichten zufolge fordern die Täter ein Ende des Tschetschenien-Krieges.
Kinder und Moslems freigelassen
Eine Mitarbeiterin der Nachrichtenagentur Interfax, die zusammen mit ihrem Ehemann die Vorstellung des Musicals "Nord-Ost" besucht hatte, berichtete telefonisch von Warnschüssen in die Luft, als die mit Pistolen und Sturmgewehren bewaffneten Männer in den Saal eingedrungen waren. Die Unbekannten gestatteten den Geiseln, mit ihren Mobiltelefonen Verwandte und Bekannte anzurufen. Kurz danach seien Kinder und Moslems freigelassen worden, berichtete der Fernsehsender NTW.
Sprengsätze im Gebäude
Darsteller, die sich in den Schminkräumen versteckt hatten, hielten telefonisch Kontakt mit den Behörden. Ihren Angaben zufolge hätten die Geiselnehmer damit begonnen, im Gebäude Sprengsätze anzubringen. Die Polizei-Eliteeinheit "Alfa" bezog Stellung rund um den Konzertsaal. Die Gegend um die Halle wurde weiträumig abgeriegelt. Rund 100 Menschen wurden aus den umliegenden Gebäuden in Sicherheit gebracht. Nachbarn berichteten von, dass andauernd Schüsse zu hören seien. Das Präsidialamt teilte mit, Präsident Wladimir Putin sei vom Geschehen informiert worden.
Konzertsaal fasst über 1000 Zuschauer
Nach Vermutungen der Polizei hielten die Geiselnehmer rund 700 Menschen fest. Der Producer des Musicals, Alexander Zikalo, sprach dagegen im Fernsehen von "mindestens 1000 Geiseln", zumal das seit Herbst 2001 laufende Musical stets ausverkauft sei. Das zur Konzerthalle umgebaute Kulturheim "Scharikopodschipnik" (Kugellager) fasst nach seinen Angaben 1163 Zuschauer.
Politischer Hintergrund
Nach Angaben des russischen Staatsfernsehens forderte der tschetschenische Rebellenführer Arbi Barajew unmittelbar nach Beginn der Geiselnahme auf seiner Internet-Seite ein sofortiges Ende des Krieges in Tschetschenien. Ein Junge, der am Abend von den Geiselnehmern freigelassen worden war, bestätigte diese Annahme. Nach seinen Worten hätten die Geiselnehmer ebenfalls ein sofortiges Ende des Krieges im Kaukasus gefordert, berichtete die Agentur Interfax.
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