Wo ist Rudolf Scharping? Seit Tagen hat ihn niemand mehr gesehen. Ist er möglicherweise das erste deutsche Opfer auf dem internationalen Schlachtfeld im Krieg gegen den Terrorismus? Oder ist er nur abgetaucht in seiner Badewanne? Oder ist er in Kriegszeiten feige desertiert? Hat er uns also für immer verlassen? Es gibt Indizien, die in diese Richtung deuten. Uns liegt eine Aufzeichnung des letzten Gespräches vor, das Rudolf Scharping mit seinem einst über alles geliebten Dienst- sowie Kriegsherren in den Räumen des Kanzleramtes führte. Die Authenzität dieser Niederschrift eines geheimen Tonbandmitschnitts ist unzweifelhaft, auch wenn sich das Presseamt der Bundesregierung noch in vielsagendes Schweigen hüllt. Sie lesen die Aufnahme:
Der Kanzler: "Na, Rudi, alter Kampfschwimmer! Immer noch munter am Plätschern?"
Scharping, hörbar säuerlich: "Mein Kanzler belieben zu scherzen. Köstlich, dieser spritzige Humor."
Der Kanzler: "Vergessen wir nicht, wer mit den Spritzigkeiten angefangen hat. Aber nun zum täglichen Lagebericht: Haben sich eigentlich die Offiziere schon gemeldet, die wir als Erkundungstrupp losgeschickt haben nach Dings... na, wie heißt das doch gleich...?"
Scharping, pfiffig: "Neenee, nicht mit mir. Du willst mich nur reinlegen. Ich erinnere mich genau, daß du mir streng verboten hast, das Wort noch einmal in den Mund zu nehmen."
Der Kanzler: "Welches Wort? Wovon sprichst du?"
Scharping: "Du weißt schon, wovon. Es fängt mit »So« an und geht mit »ma« weiter..."
Der Kanzler brüllt: "SOMALIA? Nicht schon wieder!!! Beim letzten Mal, als du dein Plappermaul nicht halten konntest und diesen Namen rausposauntest, waren die Amis drauf und dran, mir ein paar Marschflugkörper ins Kanzleramt zu jagen. So etwas wie Somalia existiert nicht. Hast du das endlich kapiert?"
Scharping: "Aber inzwischen ist doch schon unsere Marine dahin unterwegs."
Der Kanzler: "Das weiß aber offiziell keiner. Und du schon gar nicht! Höre ich dieses Wort noch einmal aus deinem Munde, erwürge ich dich eigenhändig. Und das ist keine leere Drohung. Ist das klar?"
Scharping, kleinlaut: "Ja, doch! Sei doch nicht gleich so sauer."
Der Kanzler: "Also, ich will jetzt endlich wissen, was unser Erkundungstrupp meldet, den wir nach Afghanistan geschickt haben?"
Scharping: "Die sind noch immer am Erkunden. Schließlich ist das ihr Auftrag."
Der Kanzler: "Darf ich vielleicht auch erfahren, was sie erkunden?"
Scharping: "Na, Sie haben den Auftrag herausfinden: Wo liegt Kabul?"
Der Kanzler: "Menschenskind, Rudi! Kabul liegt in Afghanistan. Das weiß inzwischen jedes Kind."
Scharping: "Das mag ja sein. Aber, bitte, wo liegt Afghanistan? Unsere Generäle sind da ziemlich ratlos. Wir sind zwar im letzten Jahrhundert mit unserem Militär fast überall in der Welt herumgekommen. Deshalb haben wir uns auch in den letzten Jahren auf dem Balkan fast wieder wie zu Hause gefühlt. Aber Afghanistan müssen wir damals vergessen haben. Kein deutscher Soldat war je in Kabul. Wie sollen wir uns da auskennen?"
Der Kanzler ungehalten: "Auf Mallorca war auch kein deutscher Soldat. Und trotzdem soll es Deutsche geben, die sich da auskennen."
Scharping, trotzig: "Da war ich schließlich selber der Erkundungstrupp, um die Route für unsere Marine zu erforschen. Immerhin ist Mallorca als Etappenziel kriegswichtig. Von da aus geht es nämlich nach links weiter, dann am Suezkanal wieder scharf rechts und dann noch ein Stück geradeaus - und schon ist man in Somali... Aaaaaaggggrrrrrr...."
(Der Rest ist unverständlich. Bandende.)
Seither ist Rudiolf Scharping verschwunden. Zweckdienliche Mitteilungen über seinen Verbleib nimmt jedes Kanzleramt auf Wunsch auch vertraulich entgegen.
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