Einzelnen Beitrag anzeigen
  #13  
Alt 26-01-2005, 21:04
Benutzerbild von Serva
Serva Serva ist offline
Avatar

 
Registriert seit: Apr 2003
Ort: In einem Haus!
Beiträge: 1.741
Serva hat noch keine Bewertung oder ist auf 0
Der Himmel wurde eben in ein feuerrotes Licht getaucht, die letzten kläglichen Lichtstrahlen des sinkenden Feuerballs krampften sich verzweifelt in die Erde, den Moment ihres Sterbens hinauszögernd, bis auch sie mit in den Abgrund gezogen wurden. Auf der anderen Seite legte schon die Nacht ihren dunkelen Schleier über die Stadt, eroberte nach und nach den ganzen Himmel bis auch der letzte wütende Funken Licht verschluckt war. Eine klare Nacht kündigte sich an. Das Mädchen saß auf einem dunkeln Felsvorsprung und sog die letzte Energie aus dem noch vom Tage erwärmten Gestein, ließ die sanfte Luft um ihre Nase wehen. Plötzlich stand sie ruckartig auf, die braunen, verfiltzten Haare fielen ihr ins sanfte Gesicht, die sie gleich wieder mit der vernarbten rechten Hand nach hinten warf. Ihre blauen Augen schweiften kritisch über ihre Umgebung, musterten jedes Detail um schliesslich an den stummen Lichtern der Stadt hängen zu bleiben. Dann fing sie an zu laufen, zuerst eher zaghaft dann immer zügiger, in Richtung Stadt. Niemand kannte sie dort, sie war wie ein stummer Schatten, der tagtäglich seine Runden über den hell erleuchteten Boden zog. Und obwohl sie weder Namen noch Besitz hatte war sie präsent, Männer, jeder Altersklasse, begehrten sie, starrten auf ihren Körper in der blinden Gier jenen zu besitzen, die Frauen hassten das Mädchen dafür, bezeichneten sie als Nutte, sie verführe die Männerwelt, würde sich schamlos ihren Fantasien ergeben. Dabei hatte noch bisher niemand es geschafft sie anzurühren...
Ihre muskulösen Beine trugen sie in kurzer Zeit zur Stadt, nur noch wenige Leute waren auf den Straßen anzutreffen, zu groß war die Angst vor den häufigen Raubüberfällen geworden. Sie schlenderte anteilnahmslos mitten über die Straße, Fahrzeuge waren um diese Zeit kaum noch unterwegs.

Plötzlich tauchte aus einer Straßenecke ein Mädchen auf und zog sie zu sich in eine dunkele Gasse. Man vernahm einen gedämpften Schrei, dann schoss eine Gestalt aus der Dunkelheit hervor und rannte lautlos aus der Stadt heraus. Kurz darauf gab die Dunkelheit das Mädchen mit den verfilzten braunen Haaren wieder frei. Sie zupfte die verdreckten Übereste von einem Stofffetzen, der einmal ein Kleid zu sein schien mit der linken Hand zurecht, dabei blitzte eine markarte Narbe hervor, und ging jetzt zielstrebig auf "Hein's Bar" zu... ein furchtbarer Schuppen, dort hielt sich nicht die beste Gesellschaft auf, doch warum sollte jemand wie sie sich darüber auch Gedanken machen? Sie gehörte doch auch zum Abschaum der Gesellschaft, eine klägliche Diebin, die ihr Geld nur durch Raub und Betrug erntete, ein Schmarotzer ohne jegliche Zukunft, ein Niemand... Zielstrebig stieg sie die Treppen zur Tür hinauf, blickte noch einmal unsicher um sich und verschwand dann in dem Gebäude...