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Vollständige Version anzeigen : Militärputsch in Honduras


bombspy
30-06-2009, 21:48
Wie viele ja inzwischen mitbekommen haben kam es in Honduras vor wenigen Tagen zum Militärputsch (http://www.tagesschau.de/ausland/honduras122.html). Der linksgerichtete Präsident Zelaya wollte mit einer Volksbefragung eine Verfassungsänderung einleiten um ein weiteres Mal wiedergewählt zu werden. Da dies aber die Verfassung des Landes kurz vor Wahlen verbietet schritt das Verfassungsgericht und das Parlament ein. Das Verfassungsgericht verbot die Volksbefragung. Als sich Zelaya darüber hinweg setzen wollte schritt das Militär ein, nahm ihn fest und schuf ihn außer Landes. Die Folge waren internationale Proteste, vor allem von den linksgerichteten Präsidenten Lateinamerikas, aber auch von den USA, der UN und der EU.
Ein Vorgehen, dass ich als Demokrat in keiner Weise nachvollziehen kann. Zugeben ist das Einschreiten des Militärs ein ziemlich krasser und vielleicht auch etwas überzogener Akt, aber auf jeden Fall in seinem Grundsatz richtig. Es ist ja nicht so als ob nun Militärs in Honduras regierten. Die Regierungsgewalt wurde nach dem Putsch an das Parlament übergeben, dass daraufhin einen Übergangspräsidenten wählte. Dies als einen illegalen Akt gegen die Demokratie zu bezeichnen ist nicht gerechtfertigt. Es war ein Akt für die Demokratie. Eine Verfassung ist die Grundfeste jeder Demokratie. Niemand und das heißt wirklich niemand hat das Recht sich über die Verfassung hinweg zu setzen. Weder Bürger noch Präsident. Ein Präsident, der sich über das Verfassungsgericht hinwegsetzen will hat keine demokratische Legitimation mehr und muss nach meiner Ansicht in einem solch schwerwiegenden Fall, der leicht in einer echten Diktatur enden kann, entfernt werden. Das Militär hat gezeigt, dass es wie in einer guten Demokratie üblich die Verfassung und nicht den Machthaber schützt. Die internationale Kritik ist daher aus meiner Sicht vollkommen überzogen.
Würde ein Kanzler der Linkspartei versuchen sich über das Grundgesetz hinwegsetzen, würde von der Bundeswehr, das selbe entschlossene Handeln erwarten wie in Honduras. Ein Handeln, dass der Weimarer Demokratie vielleicht auch gut getan hätte...

Swizzy
01-07-2009, 05:40
Ich erachte es als Falsch, dass das Volk eine Verfassung nicht ändern kann - gerade wenn der Grossteil der Meinung ist, dass es geänder gehört. In der Schweiz sind Verfassungsänderungen ebenso möglich, wenn den das Volk dies erzwingen will. Das ist direkte und eigentlich echte Demokratie. Ich kann auch nicht glauben, dass ein Dokument das mehrere hundert Jahre alt wäre, in vielen Jahren noch immer eine aktuelle Gültigkeit haben kann (nicht in allen Punkten, aber wer weiss was die Zukunft bringt). Bei Chavez ging es ja eigentlich auch.

Davon abgesehen ist es undemokratisch, den nach der Verfassung und dem Volk gewählten Präsidenten zu entmachten, weil er eine für andere unbequeme Befragung durchführen will. Keine Ahnung wieso du sowas als "Demokrat" unterstützt, dass der rechtmässige Präsident des Landes verwiesen wird.

Ich würde auch ziemlich wenig davon halten, wenn jetzt irgendwelche Typen von nem Verassungsgericht eine Volksbefragung verbieten würden :twink:... Das ist alles andere als "demokratisch"... Eine Befragung widerspricht in meinen Augen nie einer demokratisch verfassten Verfassung.

bombspy
02-07-2009, 13:05
Nicht die Nationalversammlung zur Verfassungsänderung ist illegal sondern der Zeitpunkt unmittelbar von den Präsidentschaftswahlen wird durch die Verfassung verboten. Hier hat sich der Präsident schuldig gemacht als er verfassungswidrig die Verfassungsänderung kurz vor der Präsidentschaftswahl durchzubekommen um wiedergewählt zu werden. Gehandelt wurde hier aus Eigennutz und nicht aus demokratischen Beweggründen. In sechs Monaten wäre die Verfassungsänderung kein Problem, aber dann wäre Zelaya ja nicht mehr im Amt...
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Zumal ich heute gelesen habe, dass der Präsident gar keine Verfassungsänderung initiieren dürfte sondern das nur das Parlament das machen darf.