PDA

Vollständige Version anzeigen : unverhoffter Fall in der Schule - ein Bericht


saemikneu
10-03-2005, 20:33
So etwas habe ich noch nicht erlebt.

Es ist Donnerstag, 10. März 2004, knapp 8 Uhr morgens.

Meine Klasse des Gymasiums Alpenquai in Luzern (Schweiz), die derzeit 20 Personen fasst, sieht einen in unser Zeichnungszimmer eintretenden Prorektor (der die SchülerInnen betreut, der Rektor der Rest) des Wirtschaftsgymasiums bzw. die Wirtschafts- und Recht-Abteilung.

Sein Gesicht war wie versteinert, er geht nervös hin und her, hält ein Blatt Papier (oder ein Stapel) in der Hand, er klammert es fasst an sich.

Dann leutet es zum zweiten Mal, noch nicht alle da, bei BG normal.
(Anm.: BG=Bildernisches Gestalten [Zeichnen, plastisches Formeb, Fotografiie, Film usw.)

Anstatt dass uns unser Lehrer Bernhard Greber, ein fünzigjähriger Typ mit Brille, zerzausten, spärlichen Haaren und Hörgerät, begrüsst, begrüsst uns besagter Prorektor namens Hubert Imhof.

Er tritt vor die nun still gewordene Klasse (bei Erscheinen unseres Chefs eigentlich normal, nicht?) und hält wieder einige Papiere in der Hand, als ob er nicht weiss, was er zu sagen will.

Was will er von uns? Haben wir Mist gebaut?

Fragen.

Er beginnt langsam, auf Schriftdeutsch mit seinem walliser Akzent in der Stimme, zu sprechen.: (nicht 1:1 nach seinem Wortlaut)

"Als Prorektor ist es meine Pflicht, euch über die neusten Geschehnisse in Kenntnis zu setzen. Euer Chemielehrer..", er macht eine Pause und senkt den Kopf, "...(Dr.) H. Baumann, ist vorgestern, am Dienstag Abend [8.3.05] unverhofft verstorben.

Diese Nachricht traf ein wie eine Bombe. Schockierte Gesichter. Damit hatten wir nicht gerechnet. Wir wussten von unserem Klassenlehrer, dass er krank war, jedoch nicht, was er hatte oder an was er gestorben ist.

Der Prorektor sagte noch, dass solche Dinge nicht häuftig vorkommen würden und man ihn für Gespräche ab 10 Uhr in seinem Büro treffen könne.

Daraufhin wechselte ich einige Blicke zu meinen Schulkameraden (mehrheitlich rechts von mir sitzend). Eine Bombe!

Selbstmord? Tumor? - Wir wissens nicht un werden's bedauerlicherweise auch nie erfahren. Toll.

Wie geht es weiter?

Man teilte uns mit, ebenfalls durch Prorektor Imhof, dass man sich um eine Nachfolge bemühen werde. Eine Aushilfe werde bis zu den Sommerferien uns unterrichten, dann wird eine endgültige Wahl einer neuen Lehrperson getroffen.

Imhof zog ab. Schlurfend.
--

Unser Zeichnungslehrer schaute betreten drein und bat uns nach vorne um den Tisch zu kommen.

"Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Dinge, die ich tue, sinnlos sind, wenn man solche .. Schicksale ansieht.", meinte Greber leise. Er hatte recht.

Nachher hatte man es zur Kenntnis genommen, verdaut, wie man sagt. Es wurde auch wieder gelacht. Doch wir mussten uns wieder unseren Arbeiten zuwenden. Portrait.

--

Es ist nicht so, dass wir Baumann (genannt Dr. H.) sonderlich gemocht hätten (damit ist sicher unsere Parallelklasse 4Wb gemeint).

Doch wer wünschte ihm den Tod? Viele.

Aber echt? Wohl niemand.

Am zentralen Empfang (eine Art Büro Schul/Schülerangelegenheiten) hing eine offizielle Meldung. Ich habe sie nicht gelesen.

Am Nachmittag (ab 13:30) brachten wir eine weisse Kerze, aufder '4 W A' eingeritzt wurde, zu dem Zimmer, indem Dr. H Unterricht gab, wo wir und andere Klassen unterrichtet wurden und es bis Ende Jahr noch werden.

In memoriam


Klasse 4Wa, 4Wb, 4Rb...

Deisler
10-03-2005, 22:22
Das ist ein schreckliches Gefühl. Ich musste so einen Fall auch schonmal durchmachen. Damals (ich war in der 7. Klasse) ist unserer Mathelehrer plötzlich und von allen unerwartet gestorben. An dem Tag spielten sich etwa ähnliche Situationen ab, wie bei die saemikneu. Unsere Klassenlehrerin sagte zu uns, sie habe uns etwas wichtiges zu sagen und dann fing sie auch schon an zu weinen und sie konnte nur noch schluchzend und mit schwacher Stimme zu uns sagen, dass er tot ist. Er war fehlte grade erst seit ein paar Wochen und er lag im Krankenhaus, warum wussten wir nicht. Erst ein paar Tage vorher hatten wir ihm eine Karte mit Besserungswünschen und Unterschriften von jedem Schüler unserer Klasse gebracht. Nachher wurde uns gesagt, dass bei einer Routinekontrolle beim Arzt bei ihm Krebs festgestellt wurde. Er war damals einer der beliebtesten Lehrer an der Schule, weil er immer eine direkte aber vor allem fröhliche und heitere Art hatte. So gut wie er konnte bisher noch kein Lehrer Mathe erklären und den Schülern nahebringen. Er hinterließ seine Ehefrau und zwei kleine Kinder.
Noch heute macht es mich sehr traurig, wenn ich an ihn denke. Man fragt sich, warum musste grade er sterben ? Viele von uns brauchten einige Zeit, bis sie darüber hinweggekommen waren. Zu seiner Beerdigung kam fast die ganze Schule (ca 1000 Schüler insgesamt + Lehrer). :(

saemikneu
10-03-2005, 22:31
Nun, Dr. H. war nicht beliebt, aber es trifft mich trotzdem. Aber ich habs geahnt.

Das letzte, was er sagte, war:

"So ihr da, beeilt euch, ich muss abschliessen", bevor er zum Bahnhof musste. Das war Mittwoch vor einer Woche. Wir hatten Test. Was mit dem wird, wissen wir nicht. Ob er von der Aushilfe korrigiert werden wird?

Beerdigung: Da wird niemand hingehen, bis bekannt ist, weshalb er gestorben ist.

Comet
11-03-2005, 00:27
@saemi, warum geht keiner zu beerdiegung solange es unklar ist? leicht idiotisch finde ich :confused:

aber mein beileid, hatte das "glück" noch keinen todesfall in der schule zu haben

Psycho Joker
11-03-2005, 03:34
An unserer Schule ist mal eine Schülerin an Hirnhautentzündung gestorben, das war damals als BSE aktuell war. Aber von unserer Klasse hatte sie keiner gekannt, daher waren wir da nicht so emotional involviert.

Shady
13-03-2005, 00:05
Mein Physiklehrer hatte ein Drüsenproblem und es war lange Zeit fraglich , ob er überleben wird.


Nach mehreren Monaten kam er dann wieder .... in einer Art die ich von ihm gewohnt war .... schwarzer Humor .


Er verfolgt alles nach dem gleichen Prinzip wie ich : "Tot , ich lach dir ins Gesicht."

Akerbos
15-03-2005, 16:19
Hm, uns ist ein ehemaliger Klassenkamerad weggestorben - Krebs. Tolles Gefühl, wenn ein 17-Jähriger, lebenslustiger Kämpfertyp ein Jahr lang krank ist und letztendlich doch stirbt. War für viele sehr schwer. Von uns waren mehr auf seiner Beerdigung als von seiner neuen Klasse (er war umgezogen). Von seiner Fußballmannschaft, wegen der er damals umgezogen ist, hat ihn das ganze Jahr keiner besucht, ziemlich gegen Ende hat der Kapitän mal angerufen, wann er mal wieder zum Training kommen wolle. Find ich scheiße sowas.

Unreal
16-03-2005, 22:10
Ein Bekannter von mir ist lebendig im Auto verbrannt.....
Da ich ihn ziemlich gut leiden konnte, traf mich dies ziemlich hart.
Nunja, ist jetzt fast ein dreiviertel Jahr her.

Störni
21-03-2005, 09:26
Mein Cousin ist vor 6 Jahren bei einem Autounfall gestorben, und 2 oder 3 Monate Später auch nock mein Onkel im Meer ertrunken. Das ganze hat mich noch nicht so sehr mitgenommen, da ich sie nicht einmal gekannt hatte (Familienstress, der dadurch aber noch größer geworden ist). Seitdem hat meine Oma auch immer große angst um mich, wenn ich Urlaub mache(kann ich verstehen).

KnallfroschXXL
30-03-2005, 07:45
Wir hatten auch son Chemilehrer. Der war echt super in Ordnung. Ich hatte in der 6ten mehrer AGs mit dem (obwohl man bei uns erst ab der 7te Chemie bekommt).

Und dann, kurz bevor ich bei ihm hatte, bricht der im Unterricht vor der Klasse zusammen. Ich bin nur glücklich da drüber, das ich nicht dabei war. Aber geschockt hat es uns alle.

Und dann vor nem halben Jahr ist noch nen Lehrer gestorben, den ich sehr gerne gehabt haben. Nur war ich nicht mehr auf der Schule (2tes mal Glück). Wir sind dann allerdings da hin gefahren, weil wir es nur Gerüchteweise gehört hatten, und dann hing da son offizielles Schild, wo das bestätigt wurde.

Ich finde sowas schlimm. Es trifft immer jemanden. Warum dann nicht ältere Menschen, die nicht noch nen halbes Leben vor sich haben??