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Vollständige Version anzeigen : Neuer Diskussionsstil: Marke Kindergartenflame


Akerbos
30-01-2005, 17:54
Ich habe vor ein paar Tagen folgenden Post in einem anderem Forum (das eines Browsergames verfasst) und finde, dass er hier auch nicht fehl am Platze ist, man betrachte nur mal die "Fusions"schlammschlacht:

Ich muss das jetzt grade mal loswerden, weil es mir grade eben in diesem Forum wieder mal ganz krass aufgefallen ist:
Immer, wenn jemand versucht, eine sachliche Diskussion anzufangen, kommen einer oder mehere "Kindergartenflamer", die trotz unterschiedlicher Äußerungsform doch eines gemeinsam haben: Sie haben keine Argumente und, was vielleicht viel wichtiger ist, sie fühlen sich bei sachlichen Argumenten sofort persönlich angegriffen, weil sie sich anscheinend nicht vorstellen können, dass jemand einfach nur mal so diskutieren will und nicht das Bestreben hat, sie persönlich bloßzustellen und zu vernichten.. Vielleicht fördert das die erinnerungsträchtige Reaktion. Das, was sie für ihre Argumente halten, stellt sich nämlich (grob umrissen) meist in folgender Art dar:

1. Du hast keine Ahnung [evtl: weil 2]
2. Du bist/hast... [beliebige Ausführung als negativ empfundener Eigenschaften, meist völlig ohne Kenntnis der Zustände]
3. Ich bin/habe... [beliebige Aufzählung vermeintlich positiver Aspekte entweder hochgelogen oder für andere vollkommen uninteressant]
4. Also habe ich Recht [evlt: weil 3]

Kindergarten, wenn wir mal ehrlich sind...
Wo bitte bleibt da die Diskussion? Sind Menschen heutzutage vermehrt nicht mehr dazu in der Lage, Thesen zu formulieren, sie mit fundierten Argumenten zu belegen und die Argumente des "Gegners" sachlich korrekt zu entkräften bzw eine Komprimisslösung zu erreichen?
Muss jeder Vorschlag mit "Du hast keine Ahnung, also laber nicht so eine gequirlte Scheiße" abgetan werden? Kann man nicht sagen: "Hör zu, du hast vermutlich dies, das und jenes im Spiel noch nicht erreicht, da entstehen die, diese und jene Probleme, daher ist dein Vorschlag problematisch."
Ich halte eine solche unpersönliche Art des Streitgespräches für normal, andere scheinbar nicht.

Achja, ich kann einigen hier nur folgenden Link ans Herz legen: Neueste Diskussionstechniken (http://www.leckse.net/profilieren/)
Einige haben die hier beschriebenen Kniffe bereits gemeistert, einigen fehlt es noch an der letzten Konsequenz. Alle anderen können sie vielleicht als Anreiz nehmen, sich Gegenmaßnahmen zu überlegen.

Ich freue mich auf eine angeregte Diskussion.

PS: Da die unmittelbare Gefahr droht, dass der diesem Post innewohnende Sarkasmus nicht von jedem Meisterdiskutierer beim ersten flüchtigen Überfliegen, auf das natürlich die erste Antwort folgt, erkannt wird, weise ich hier ausdrücklich darauf hin, auch wenn die Grundaussage ernst gemeint ist: ACHTUNG, Ironie und Sarkasmus enthalten!

Eine Antwort eines anderen Users auf diesen Post war folgende schöne:

Ich denke, es liegt an 2 Punkten.

1) Einige wollen gar nicht dikutieren, sondern sich nur verbal gegenseitig ans Bein pinkeln und finden das Ganze insgesammt sehr spaßig.

Wenn solche Posts nicht überhand nehmen, amüsieren sie mich schon, aber mich ärgert gleichzeitig die Zeit, die ich beim lesen verschwende. Viele Schreiber hören damit wieder auf, wenn sie ignoriert werden (gute Erziehungsmaßnahme), andere sind auch hierdurch nicht abzuschrecken. In Foren, wo das möglich ist, setze ich solche Schreiber irgendwann auf die IgnoreListe und habe meine Ruhe.

2) Einige haben den Sinn einer Diskussion einfach nicht verstanden.

Eine Diskussion ist primär nicht dafür da seine Meinung kundzutun und schon gar nicht um mit allen Mitteln Recht zu behalten und als Held zu glänzen.

Der Ursprung der Diskussion liegt bei den alten grichischen Philosophen (wen wundert's). Der grobe Ablauf:
a) ein Philosoph stellt eine These auf.
b) andere denken über diese These nach und
c) stellen dann eine oder mehrere Antithesen auf.
d) Die Vor- und Nachteile der These und Antithese werden durchgesprochen (ausdiskutiert).
e) These und Anthithesen werden zu einer neuen These (Synthese) verscholzen. Die neue These enthält alle Vorteile der alten These und Antithesen und sollte die Nachteile ausmerzen.

Wie man sieht, geht es hier primär nicht um die beteiligten Personen, sondern darum eine möglichst gute These (Lösung) zu einem Thema (Problem) zu finden.

Bei vielen Beiträgen vermisse ich schon den 2. Punkt, das zuhören (bzw. genaue lesen). Es werden Dinge behauptet, die der andere gar nicht geschrieben hat, oder er hat genau das Gegenteil geschrieben. Entweder ist hier nicht genau gelesen worden, oder der Beitrag ist derart unredlich, das er sich gleich selber disqualifiziert.

Der 4. Punkt ist leider selten zu finden. In jeder These sind Vor- und Nachteile zu finden. Wenn pauschal ein Beitrag einfach niedergemacht wird (egal, aus welchen Gründen), verbaut man sich selber die Möglichkeit aus dem Beitrag zu lernen. Ich halte es für ausgesprochene Dummheit seine eigene Meinung derart hoch einzuschätzen, daß man über andere Meinungen gar nicht mehr nachdenkt. In der Regel findet man immer wieder Schwachpunkte der eigenen Thesen, oder kann die Thesen zumindest erweitern. Wer dazu nicht bereit, oder fähig ist, verbaut sich selber die Möglichkeit zu lernen und zu wachsen.

Wie der gute, alte Salomo in seinen Sprüchen (in seiner blumigen Sprache) schreibt: Ein Mann schärft das Angesicht des anderen


Woraufhin mir noch folgende Dinge einfielen:

Danke, da steckt einiges drin, was ich noch gar net so bedacht hatte. Insbesondere, dass viele einer Diskussion (in der sie unterlegen sind) aus dem Wege gehen wollen, indem sie sinngemäß äußern: "Das ist halt meine Meinung, hier herrscht Meinungsfreiheit, also halts Maul". Das ist nicht Sinn und Zweck der Sache.
Eine Differenzierung zwischen Meinungsäußerung und Diskussion (bzw Erörterung, wenn man "mit sich selbst diskutiert", ergo beide Standpunkte beleuchtet) würde vielen schon mal gut tun.

Mr Strech
30-01-2005, 18:13
Sorry, aber so einen Thread brauchen wir gerade im moment nicht. :lock:

Mr Strech
02-02-2005, 17:08
Zeiten ändern sich, also darf hier weiter gemacht werden. ;)

Schönes Thema übrigens.

*unlock*

PlayFair
02-02-2005, 17:30
Diskussion kommt vom lateinischen discussio, was soviel wie Steit bedeutet.


Natürlich kann man sich auch mit Stil streiten.
Vielleicht eine Reflexion auf das Verhalten von Vorbildern, z.B. der politischen Prominenz?

Das mit dem philosophieren finde ich trotzdem toll.

"Denk nicht, sondern schau"

Akerbos
02-02-2005, 18:52
@ discussio: das Wort gibt es nicht, auch wenn es bei Wikipedia so steht. Die genaue Wortherkunft fällt mir leider grade nicht ein, aber es kommt von "Streitgespräch", was aber eher als "Zwiegespräch" zu verstehen ist. In der Antike haben Redner oft lange gesprochen, bevor der Gegenredner seinen Standpunkt dargelegt hat. In der Literatur hingegen wurde die Diskussion zwischen fiktiven, ihrem Standpunkt nach ausgewählten (historischen), Gesprächspartnern als eine Art Stilmittel benutzt, um philosophische und staatstheoretische Themen abzuhandeln, bestes Beispiel ist da "De re publica" von Cicero.

Einen Streit empfinde ich als etwas persönliches, eine Diskussion ist etwas sachliches. Ich trete oftmals für Aussagen ein, denen ich selber nicht 100%ig zustimmen würde, nur des Spaßes halber, und weil andere häufig Punkte bei ihren pauschalen und plumpen Argumentationen außer acht lassen.

@ Mr Stretch: Danke :]

TMOA
02-02-2005, 18:57
Öhm worauf willst du mit dem Thema denn hinaus? Vielleicht ist mir ja in den letzten Wochen so einiges entgangen, aber ich persönlich sehe hier auf CnCForen sogut wie keine solche Diskussionsarten :ka:

-=rabbitbrain=-
02-02-2005, 19:23
Aber echt und warum wird es erst geclosed und dann wieder entclosed?? :confused::confused:

feuerreal
02-02-2005, 20:12
Weil es zu dem Zeitpunkt der heißen Phase (als man sich im Defusionierungsthread noch gezankt hat - nun redet man dort ja vernünftig) ein etwas unpassendes Thema war.

Greetz Grey

peter8402
02-02-2005, 20:27
Öhm worauf willst du mit dem Thema denn hinaus? Vielleicht ist mir ja in den letzten Wochen so einiges entgangen, aber ich persönlich sehe hier auf CnCForen sogut wie keine solche Diskussionsarten :ka: Genau das vermisse ich in deinem Posting auch ziemlich Akerbos.
Es sind durchaus schöne Zitate und sie beinhalten auch viel wahres im Bezug auf den alltäglichen Forenschreibstil vieler, meist jüngerer, User - aber doch wohl nicht so deutlich auf CnCForen :confused: Oder siehst du da speziellen Handlungsbedarf? Wenn man sich die Arbeit macht solche Zitate rauszusuchen sollte man doch auch ein bisschen damit anfangen und den Thread in die Richtung lenken, in die man ihn denn zu führen beabsichtigt.
Oder dachteste dir "schreiben wa mal wat kluges rein dann schaumama wat so draus wird" ?^^

SoerenS
02-02-2005, 22:27
Ich sehe das ähnlich wie peter. Das Thema ist nicht schlecht, aber ich sehe jetzt keinen Sinn den Thread hier zu posten bzw. zu eröffnen.

Wenn man sich dein Zitat mal ganz genau anschaut, erkennt man sofort, dass es sich dabei um ein Beschwerdepost handelt. Eine gerechtfertigte Beschwerde braucht aber nicht nur eine Ursache, sondern auch einen Anlaß.
Man mag mich engsternig nennen, aber ich sehe solch einen Anlaß nicht auf cncforen.
Vielleicht wärst du mal so nett mir aufzuzeigen, warum du diesen Thread eröffnet hast ?!

Es mag zwar stimmen, dass hier einige Diskussionen mal kurzzeitig ein bisschen aus dem Ruder liefen, aber das ist vollkommen normal, wenn nicht sogar ein Aspekt der menschlichen Natur. Die Grenze zwischen deinen Stichwörtern, Diskussion und Streit, ist ziemlich fliessend.
Wenn es dabei auch noch um emotionale Themen geht, kannst Du dann nicht(!) eine strikte Trennung zwischen beidem fordern.

Betrachten wir den Thread mal anders. Solltest du damit welche bekehren wollen bzw. eine andere Diskussionsweise aufzeigen, dann hat das ebenfalls wenig Sinn. Notorische Spammer, Besserwisser und Uneinsichtige wirst du mit diesem Thread nie überzeugen können. Und die anderen halten sich eh schon daran, so gut wie sie halt können.
Das ist wie Perlen vor die Säue werfen.

Ergo ist der Thread hier genauso sinnvoll, wie - hm, was nehmen wir da - z.B. Frankfurt in der Bundesliga :eg:

Akerbos
02-02-2005, 22:53
Wie oben geschrieben habe ich es in einem anderem Board gepostet, wo es richtig übel war. Stimmt, hier ist es nicht so schlimm, aber grade, wo es um die Fusion ging, war es übel.
Das Thema bietet wenig Möglichkeiten zur Diskussion, das stimmt. Aber ich finde, solche Dinge müssen mal gesagt werden und vielleicht fällt ja jemandem noch was tolleres dazu ein, was er dann hier posten kann.

PlayFair
02-02-2005, 23:43
@ discussio: das Wort gibt es nicht:confused:

Na zum Papst reicht dieses aber nicht.

Nicht unter 20 Seiten von

"Michael Peter Bachmann, Drogo de Altovillari, Discussio litis super hereditate Lazari et Marie Magdalene. Ein Streitgedicht des 13. Jahrhunderts, Bern u. a. 2002 (Lateinische Sprache und Literatur des Mittelalters 34). Diss. Freiburg i. Br. 2001. "

Um Erbschaften wurde halt schon immer gestritten.


Discussio auch zu finden bei

http://www.netschool.de/deu/schulw/oberst/gloss_d.htm

Akerbos
04-02-2005, 00:54
Ein Streitgedicht des 13. Jahrhunderts

Nun gut, ich ging vom klassischen Latein aus und nicht diesem mittelalterlichen Halbdeutsch ;)

BigMama
04-02-2005, 15:40
Ihr habt immer was zu meckern...ok, ich war gegen die Fusion, aber deswegen heul ich euch net die Ohren voll >.<

KnallfroschXXL
04-02-2005, 17:33
@ discussio: das Wort gibt es nicht


das wort discusio ist meines wissens nach der ablativ des wortes "discutio"

der Stowasser schreibt dazu "dis-cutio" cussi, cussus
1...
2...
3...
4. : (gerichtlich) prüfen, untersuchen; verhören"

der stowasser ist ein latein wörterbuck