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Vollständige Version anzeigen : Noch ein weiterer Grund , um Hussein zu "entfernen"....


borish
31-03-2003, 18:32
Ich weiß , dass es euch mit der Zeit sicher nervt , aber leider habe ich es selbst nicht gewusst (und "musste", deshalb nochmals auf das Medieum Zeitung zurück greifen )und fand es sehr interessant (, besonders für Die , die denken , dass der Herr Hussein ein ganz netter Mensch sei bzw. ist :sre: :no: ) :

"Das verlorene Paradies
Saddams Ökoterror: Marschland zu Ödnis. Nach dem Krieg könnte die Rekultivierung beginnen

Von Michael Miersch
München. Angenommen, George W. Bush wäre auf die Seminolen-Indianer in Florida schlecht zu sprechen, weil diese Al Gore gewählt hatten. Voller Zorn befiehlt er, ihre Siedlungen zu bombardieren und abzubrennen. Dann läßt er den Everglades-Nationalpark und benachbarte Feuchtgebiete trockenlegen, um den aufmüpfigen Indianern ein für allemal ihre Schlupfwinkel zu nehmen. Nicht auszudenken? Hätte Bush tatsächlich solch ein Verbrechen begangen, die Welt wüßte davon. Als jedoch Saddam Hussein genau dies tat, schwieg die Welt.
Nach dem ersten Golfkrieg 1991 hetzte er die Republikanische Garde auf die Marsch-Araber, die sich gegen ihn erhoben hatten. Zehntausende flohen, Tausende wurden getötet. Dann ordnete er an, die Heimat dieser Menschen - Sümpfe und Marschen am Zusammenfluß von Euphrat und Tigris - systematisch zu zerstören. Doch da sich damals in Europa kaum jemand für den Irak interessierte, blieb es bei ein paar Kurzmeldungen. Es ist nicht bekannt, daß Pazifisten und Ökoaktivisten auf die Dächer irakischer Botschaften geklettert wären, um Transparente aufzuhängen.
Die sonst so umweltsensible deutsche Öffentlichkeit ignorierte ein Ökodesaster, das zum Schlimmsten gehört, was dem Planeten im vergangenen halben Jahrhundert angetan wurde - vergleichbar nur mit dem Austrocknen des Aralsees und dem Abbrennen der indonesischen Regenwälder. "Es gibt keinen Zweifel", sagt Klaus Töpfer, Chef des UN-Umweltprogramms (UNEP), "daß das Verschwinden des Mesopotamischen Marschlandes eine der größten Umweltkatastrophen darstellt." Beim dritten Weltwasserforum in Kyoto, das in der vergangenen Woche Teilnehmer aus 182 Ländern versammelte, forderte Töpfer die Vereinten Nationen und die Alliierten eindringlich auf, das einzigartige Feuchtgebiet beim Wiederaufbau des Iraks nicht zu vergessen.
Bevor Saddam die Sümpfe und Marschen zwischen Basra und Amara zu neunzig Prozent zerstörte, waren sie ein Naturparadies von Weltrang. Wobei das Wort Paradies wörtlich genommen werden kann. Religionshistoriker vermuten, daß dieses wasserreichste Gebiet des Nahen Ostens den Autoren der Bibel als Vorbild für die Idee vom "Garten Eden" diente. Dort lebten die Marsch-Araber (Madan), Nachfahren der Babylonier und Sumerer. Eines der wenigen Filmdokumente über diese Menschen wurde vor zwanzig Jahren von dem britischen Naturfilmer Michael McKinnon aufgenommen. Es zeigt unverschleierte Frauen in bunten Kleidern, die Schilfrohr ernten und Brot backen. Viele der schiitischen Marsch-Araber waren Fischer, andere züchteten Wasserbüffel. Mit dem im Überfluß vorhandenen Schilfrohr feuerten sie ihre Backöfen, flochten Matten und bauten ganze Häuser.
Der Diktator aus Bagdad war bei ihnen denkbar unbeliebt. Als er 1991 nach dem Golfkrieg geschwächt erschien, kam es zur Rebellion. Saddams Antwort schildert ein Report der Menschenrechtsgruppe "Human Rights Watch": Bombardierung von Dörfern, Massenerschießungen, Massenverhaftungen, "Verschwindenlassen" und Folter. "Pro Asyl" berichtet, daß die Strafaktionen gegen die Marsch-Araber "mit äußerster militärischer Brutalität durchgeführt wurden, bis zum Einsatz von Napalm-Brandbomben". Außerdem, so Pro Asyl, soll Gift in die Flußläufe geleitet worden sein, um den Fisch- und Viehbestand zu dezimieren. Tausende Marsch-Araber wurden vertrieben und zwangsweise an großen Fernstraßen angesiedelt, wo die Regierung sie besser kontrollieren kann. Früher sollen etwa 250000 Madan in den Feuchtgebieten gewohnt haben - heute sind es weniger als 40000. Viele leben jenseits der Grenze in iranischen Flüchtlingslagern.
In ihrer alten Heimat waren die Fischer von einer einzigartigen Natur umgeben: endlosen Schilfsümpfen, Schwemmland, Marschen und weiten Wasserflächen mit schwimmenden Inseln aus Seerosen. In dieser feuchtgrünen Landschaft lebten Pelikane, Störche, Reiher, Seeadler und Ibisse. Ornithologen zählten mehr als 130 Arten, von denen elf äußerst selten sind. Fast die gesamten Restpopulationen des Basra-Rohrsängers, des Rieddroßlings und des Seidenwürgers nisten hier. Im Winter dienen Schilfsümpfe und Seeufer obendrein als Rastplatz für Zugvogelschwärme aus Sibirien. Der Welternährungsorganisation zufolge kam der irakische Fischfang vor der Zerstörung zu sechzig Prozent aus dieser Region.
Wie die UNEP mit Satellitenbildern belegen kann, gab es 2001 nur noch etwa zehn Prozent dieser ursprünglichen Landschaft, die einst 15000 bis 20000 Quadratkilometer umfaßte. Allein in den vergangenen zwei Jahren gingen weitere 325 Quadratkilometer verloren. Grüne Marschen verwandelten sich in trockenes Ödland, das nun teilweise mit einer lebensfeindlichen Salzkruste überzogen ist.
Saddam vollbrachte sein Zerstörungswerk nur zum Teil mit Feuer und Bomben. Zumeist wurde der Ökoterror als Erschließungsmaßnahme verbrämt. Der Diktator hatte schon vor der Strafexpedition gegen die Madan zahlreiche Dämme bauen lassen, um das gestaute Wasser in Industriekomplexe und auf neu angelegte Agrarflächen umzuleiten. Umweltexperten, Menschenrechtsgruppen und Marsch-Araber im Exil sind sich jedoch einig, daß viele Entwässerungsgräben gezielt angelegt wurden, um den Madan buchstäblich das Wasser abzugraben. Ohne die natürlichen Wasserspeicher verloren die Landbewohner ihre Lebensgrundlage. Saddams Kalkül: Erst verschwindet das Wasser, dann die fruchtbare Erde, dann verschwinden die Menschen. Die Rechnung ging auf.
Doch jetzt, da das Ende des Saddam-Regimes zu kommen scheint, keimt neue Hoffnung. Denn die Folgen des Ökoterrors können zumindest in Teilen wieder rückgängig gemacht werden. Die UNEP hält eine ökologische Restaurierung für möglich. Klaus Töpfer sagt, daß in Bahrein schon Fachleute bereitstünden, die nach einem Sieg der Alliierten das Gebiet inspizieren sollen, das seine Behörde als "Umweltkatastrophenzone" eingestuft hat. Die "Iraq Foundation", eine Stiftung von Exil-Irakern mit Sitz in Washington, hat das Projekt "Eden again" gestartet. Mitte März, kurz vor Beginn des Krieges, fand in Kalifornien eine Fachtagung über Möglichkeiten zur Wiederbelebung des Ökosystems statt. Hydrologen, Geologen, Biologen und viele andere Fachleute diskutierten, wie die verbliebenen Feuchtgebiete gerettet und in Zukunft wieder ausgedehnt werden könnten. Praktische Erfahrungen mit solchen Vorhaben, wenn auch in kleinerem Maßstab, liegen aus dem Mekong-Delta und dem Sambesi-Delta vor. Auch Teile der Everglades in Florida werden gerade in Sumpfland zurückverwandelt, nachdem jahrzehntelang Wasser für Äcker und Plantagen abgezapft worden war. Für den "Everglades Restoration Plan" wurden in den Vereinigten Staaten 7,8 Milliarden Dollar bereitgestellt.
In einer ähnlichen Größenordnung wird auch "Eden again" liegen. Das hört sich völlig utopisch an, doch der "Iraq Foundation" gelang es, finanzielle Unterstützung für ihr Projekt beim amerikanischen Außenministerium zu finden. Ramadan Albadran, ein Marsch-Araber im Exil, der in seine Heimat zurückkehren möchte, um bei der Wiederherstellung der Wasserlandschaft zu helfen, sagt: "Wir müssen herausfinden, wie- viel Wasser man mindestens braucht, damit die Menschen zurückkommen können." Und er sagt auch: " Ich bin da sehr optimistisch."
":noe:

Danke , für eure Aufmerksamkeit .

Ciao

AgentLie
01-04-2003, 04:10
Das ist ja alles sehr schlimm. Auch das Taliban-Regime hat vor ihrem Sturz noch die beruehmten Budda-Statuen (Weltkulturerbe) gesprengt. Aber willst du jetzt damit argumentieren, dass die USA wegen ein paar Insekten MENSCHEN toeten soll? Fuer den Umweltschutz haben wir Greenpeace und brauchen keine Bomben...

Moltke
01-04-2003, 15:45
Mücken wären ein Grund, die Grünen zu überzeugen, aber sie sind es nicht für vernünftige Menschen. Allerdings geht es hier ja auch um die Vertreibung einer Volksgruppe.

Ich weiß leider nicht mehr welche Zeitschrift Bilder von Husseins Folteropfern gebracht hat, das war so schlimm, daß ich mir das gar nicht ansehen konnte. Und ich bin nicht einer von der zartbesaiteten Sorte.
Wenn ihr das gesehen und den entsprechenden Bericht gelesen habt, dann wißt ihr, warum es sein muß.

Schon die Gründerväter der Vereinigten Staaten waren der Meinung, daß die Geschichte dieser Gebiete auf keinen Fall ohne den Einfluß Gottes zu erklären sei. Zu viele ganz unwahrscheinliche Wendungen sind da eingetreten. Ich bin derselben Meinung.

Seltsam, wie Er Seinen Willen geschehen läßt!